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Ode an Seine Majestät Friedrich den Fünften, König von Dänemark und Norwegen

Welchen König der Gott über die Könige

Mit einweihendem Blick, als er geboren ward,

Vom Olympus her sah, der wird ein Menschenfreund

Und des Vaterlands Vater sein.

Ihm winkt schimmernder Ruhm und die Unsterblichkeit,

Viel zu theuer durchs Blut blühender Jünglinge

Und der Mutter und Braut nächtliche Thrän' erkauft,

In das eiserne Feld umsonst.

Niemals weint er am Bild eines Eroberers,

Seinesgleichen zu sein! Schon da sein menschliches Herz

Kaum zu fühlen begann, war der Eroberer

Für den Göttlichen viel zu klein!

Aber Thränen nach Ruhm, welcher erhabner ist,

Keines Höflings bedarf, Thränen, geliebt zu sein

Vom glückseligen Volk, weckten den Jüngling oft

In der Stunde der Mitternacht,

Wenn der Säugling im Arm hoffender Mütter schlief,

Einst ein glücklicher Mann! wenn sich des Greises Blick

Sanft in Schlummer verlor, itzo verjünget ward,

Noch den Vater des Volks zu sehn.

Lange sinnt er ihm nach, welch ein Gedank' es ist,

Gott nachahmen und selbst Schöpfer des Glückes sein

Vieler Tausend! Er hat eilend die Höh' erreicht

Und entschließt sich, wie Gott zu sein![47]

Wie das ernste Gericht furchtbar die Wage nimmt

Und die Könige wägt, wenn sie gestorben sind,

Also wägt er sich selbst jede der Thaten vor,

Die sein Leben bezeichnen soll,

Ist ein Christ und belohnt redliche Thaten erst!

Alsdann schaut auch sein Blick lächelnd auf Die herab,

Die der Muse sich weihn, welche das weiche Herz

Tugendhafter und edler macht,

Winkt dem stummen Verdienst, das in der Ferne steht!

Durch sein Muster gereizt, lernt es Unsterblichkeit;

Denn er wandelt allein, ohne der Muse Lied,

Sichern Wegs zur Unsterblichkeit.

Die Du von dem Olymp Gott, den Messias, singst,

Fromme Sängerin, itzt Dich zu den Höhen hebst,

Wo das heilige Lob jener Monarchen tönt,

Die Nachahmer der Gottheit sind,

Fang' den lyrischen Flug kühn mit dem Namen an,

Der in Deinem Gesang künftig oft tönen wird,

Wenn Du einst von dem Glück, das nur die Tugend lohnt,

Und von frommen Monarchen singst, –

König Friederich ist's, welcher mit Blumen Dir

Jene Höhen bestreut, die Du noch steigen mußt;

Er, der Christ und Monarch, wählt Dich zur Führerin,

Bald auf Golgatha Gott zu sehn!


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Werke, Band 1: Der Messias, Berlin [1879], S. 47-48.
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