Widmung

Dem ... gebohrnen,


Allerweisesten und allerhuldreichsten Herrn,


Herrn ...


Ihro Türkisch-Kaiserlichen Majestädt


und der hohen Ottomanischen Pforte


wohlbestallten Groß-Vezir,


meinem gnädigsten Herrn,


widmet dieses Büchlein in tiefster Unterthänigkeit,


der Verfasser.

... gebohrner ...


Hochgebiethender Herr Groß-Vezir!

Ew. Excellenz werden in hohen Gnaden verzeyhen, daß ein armer christlicher Schriftsteller es wagt, diese wenigen Bogen zu Ew. Excellenz Füssen zu legen.

Wer, im ganzen türkischen Reiche, wagt es (seitdem Ew. Excellenz zu der hohen Würde eines Groß-Vezirs sind erhoben worden), zu leugnen, daß Höchstdieselben ein feiner Beurtheiler der schönen Künste, und der in- und ausländischen Literatur,[5] ein Beförderer aller Wissenschaften und Kenntnisse, feiner Menschenkenner, großer General, Staatsmann, Gelehrter – mit Einem Worte, Alles sind, was mit Höchstdero hohen Würde immer verknüpft ist, und Sie, zu Ihrer und Ihres großmächtigsten Herrn (dem Gott ein langes ruhiges Leben, sanften Schlaf und viel Freude in seinem Serail verleyhen wolle) Ehre nöthig haben?

Sollten es Ew. Excellenz daher ungnädig aufnehmen können, wenn ein fremder Schriftsteller bemüht wäre, diesen Ruhm Höchstdero erhabenen Talente, auch auswärts auszubreiten, indem er Ihnen ein geringes Zeichen seiner tiefen Ehrerbiethung dadurch zu geben sucht, daß er Ew. Excellenz ein Werk zueignet, welches ihm manche saure Stunde gekostet hat, als er es schrieb, und noch mehr, als er die Materialien dazu in dem Laufe seines unruhigen Lebens samlete?[6]

Ew. Excellenz sind zwar sehr über alles Lob erhaben, und aus der kleinen einsamen Hütte, in welcher ich lebe, Ihren Ruhm erschallen zu hören, wird Ihnen freylich eine Sache von sehr geringer Wichtigkeit seyn. Allein, vielleicht um desto unpartheyischer muß Ihnen dies Lob vorkommen. Ew. Excellenz haben nach Ihrer Weisheit gewiß bemerkt, wie wenig man oft Ursache hat, auf die Posaunen des Gerüchts zu rechnen, welche sich ein Minister unter dem Haufen derer, die ihn fürchten, oder auf seine Hülfe hoffen, erkauft. Ich, der ich nicht erkauft bin, keinen Minister fürchte, und auf nichts hoffe, ich kann also um desto aufrichtiger diese Zueignungsschrift meinem Werke vorsetzen.

Zu mehrerer Sicherheit aber habe ich Raum für Höchstdero hohen Nahmen gelassen, damit, wenn indessen ein unglückliches Strick Sie ans Ende Ihrer ehrenvollen Laufbahn führen sollte, dieser Brief[7] sich auch für Ew. Excellenz Nachfolger paßte. Auch ist kein Jahr noch Tag angezeigt worden, so daß meine Zueignungsschrift sich für jeden Groß-Vezir schickt, dessen Bescheidenheit ihn überzeugt, daß er das Lob verdient, welches ich Ew. Excellenz zolle.

In Erwartung einer gnädigen Aufnahme meiner Freyheit, ersterbe ich in tiefster Ehrerbiethung,


Ew. Excellenz,

Meines gnädigsten Herrn,


unterthänigster Knecht,

D.B.A.R.V.S.

Quelle:
Adolph Freiherr von Knigge: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 1, Riga 1781–1783, S. 5-8.
Lizenz:
Kategorien: