Zwölfter Brief.

An den Herrn Commerzienrath Müller in Wetzlar.

[130] Urfstädt den 1sten Julius 1770.


Ihre beyden Briefe1, mein guter Freund! habe ich richtig erhalten. Die Erzählung von der Zusammenkunft mit Ihren ältesten Kindern hat mich lebhaft gerührt. Mögten Sie Alle recht glücklich werden! Und das hoffe ich gewiß; denn wie ich höre so scheint auch alles sich zu einer Aussöhnung mit denen von der Hörde anzulassen. Diese Nachricht haben mir Ihre beyden jüngern allerliebsten Knaben, nebst beyliegendem Briefe2[130] mitgebracht. Sie sind gestern angekommen und machen mir so viel Freude, daß ich sie bis zu Ihrer Rückkunft bey mir behalten werde.

Wenn Sie Geld bedürfen; so sagen Sie es aufrichtig!

Ihre erste Nachricht wegen des Processes3 verspricht freylich nicht viel Gutes. Vielleicht klärt sich aber alles besser auf. Sparen Sie keine Mühe! Es hängt viel, sehr viel von diesem Processe ab; Ich werde Ihnen, so lange ich lebe, dankbar dafür seyn.


Leidthal.

Fußnoten

1 Der eine derselben findet sich nicht.


2 Dies ist der folgende dreyzehnte Brief, von eben dem Freunde geschrieben, dessen im ersten Theile, Seite 105 am Ende Erwähnung geschieht.


3 In dem fehlenden Briefe.


Quelle:
Knigge, Adolph Freiherr von: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 2, Riga 1781–1783, S. 132.
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