Dreyzehnter Brief.

(in dem vorigen eingeschlossen.)

An des Herrn Commerzienraths Müller Hochedelgebohren.

[132] Amsterdam den 12ten Junius 1770.


Werthgeschätzter Freund!


Ew. Hochedelgebohren können fest versichert seyn, daß Denenselben ich stets mit gleicher Hochachtung und Freundschaft zugethan seyn werde, und daß mir also jede Versicherung von Dero fortdauernden Gewogenheit so viel Vergnügen gewährt, als ich gestern bey Erhaltung Dero verehrlichten Zuschrift empfunden habe.

Denenselben habe heute gute und böse Nachrichten mitzutheilen. Dero Frau Liebste befinden sich würklich unpaß, und müssen das[132] Bette hüten, wie solches Ew. Hochedelgebohren ältester Herr Sohn mit mehrerem melden wird.

Dieser wackere junge Mann wird nun gewiß seine Fortüne machen, maaßen sein Patron, welcher gute Geschäfte macht, ihm sehr wohlwill, und, wie es heißt, ihm bald seine einzige Jungfer Tochter überlassen wird, welches eine sehr vortheilhafte Partie ist.

Dero Herr Schwager Van Blüm stehen noch so ziemlich unter dem Pantoffel, und dürfen sich also der Sache mit der von der Hördischen Familie nicht, so wie sie wollen, annehmen. Allein man spricht doch davon, daß der alte Vater schon anfange, andre Seiten aufzuspannen, welches von ganzem Herzen wünscht, und in aufrichtiger Freundschaft erstirbt,


Ew. Hochedelgebohren

ergebenster dienstwilliger

Jacob Heinrich Lescow.[133]

Quelle:
Knigge, Adolph Freiherr von: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 2, Riga 1781–1783, S. 132-134.
Lizenz:
Kategorien: