Sieben und zwanzigster Brief.

An die Frau von der Hörde, gebohrne Müller, in Amsterdam.

[211] Hamburg den 10ten Julius 1771.


Dies ist vorerst das letztemal, daß ich Dir, meine liebste Tochter! aus Hamburg schreibe. Ich bin so glücklich gewesen, die einträgliche Stelle, wovon ich neulich Erwähnung that,1 würklich zu erhalten, und meine Abreise nach Koppenhagen ist auf künftigen Diensttag festgesetzt. So bald ich dort ankomme, sollst Du mehr von mir hören.[211]

Mein vortreflicher Baron Leidthal, dem ich auch diese Versorgung zu danken habe, wird morgen nach Urfstädt reisen, wohin der Herr von Wallitz, der auf dem Todtenbette liegt, ihn durch zwey dringende Briefe hat einladen lassen. Mögte doch diese Reise eine vortheilhafte Veränderung für seine ökonomischen Umstände vorbedeuten!

Du erhältst diesen Brief durch einen holländischen Kaufmann. Gern machte ich mit ihm die Reise, um Zeuge Deines häuslichen Glücks zu seyn, und einmal mein Enkelchen an mein Herz zu drücken. Das läßt sich nun aber jetzt nicht thun. Unterdessen vergiß mir Deinen alten Vater nicht, und grüße Deinen guten Mann tausendmal von mir.

An Deinen ältern Bruder habe ich geschrieben, und ihn, wie er es verdient, gelobt, weil er an meinem Peter so großmüthig brüderlich handelt. Von Christoph, aus Neuwied, habe ich auch kürzlich Nachricht bekommen.[212]

Der arme Schelm hat lange Zeit am Fieber krank gelegen, ist aber völlig wieder hergestellt.2

Der Himmel leite dich! Sey glücklich in Deinem Hause, und liebe immer


Deinen

treuen Vater

Müller.

Fußnoten

1 Verschiedene unter ihnen gewechselte Briefe hat man nicht eingerückt.


2 Diesen an sich unbedeutenden Brief, hat man dennoch einrücken wollen, damit die Leser nicht ganz die Familie aus den Augen verlieren sollten, von welcher man seit dem 27sten Briefe im zweyten Theile nichts weiter gehört hatte.


Quelle:
Knigge, Adolph Freiherr von: Der Roman meines Lebens, in Briefen herausgegeben. 4 Teile, Teil 3, Riga 1781–1783, S. 214.
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