Funfzehntes Kapitel

Des Herrn Wurmbrands erste Anstalten zur Aufklärung Abyssiniens

[208] Als mein Herr Vetter seinen Aufklärungsplan ausgearbeitet hatte, überreichte er ihn Sr. Majestät, die ihn sich vorlesen ließen und dann über die einzelnen Teile desselben mit dem Verfasser redeten.

Mit einer prächtigen Lobrede auf die Aufklärung hatte Herr Wurmbrand angefangen. »Derjenige Monarch«, hieß es darin, »ist der größte und mächtigste, welcher den weisesten Menschen Gesetze vorschreibt; nur ein Tyrann kann wünschen, über eine Horde unwissender Menschen zu herrschen; aber auch der Tyrann bedarf, da er doch nicht[208] hundert Augen, Ohren, Hände und Köpfe hat, wenigstens einiger vernünftigen, gebildeten Menschen, durch deren Hülfe er den großen Haufen in Ordnung hält; und wie will er zu diesem Zwecke die besten Köpfe aus seinem Volke auslesen können, wenn er nicht, durch Beförderung allgemeiner Aufklärung, den Funken erweckt, der außer dem verborgen liegenbliebe?« – Nun waren denn eine Menge Gemeinsprüche über den herrlichen Einfluß der Wissenschaft und Künste auf den Charakter und die Glückseligkeit eines Volks gesagt, und wie Weisheit und Geschicklichkeit die Griechen und Römer zu Herren über alle übrige Nationen erhoben hätten; und aus diesem allen war der Schluß gezogen, daß der große Negus mit aller Gewalt sein Volk aufklären müßte.

»Das ist«, sprach der König, »dasselbe, nur mit andern Worten gesagt, was du neulich von mir gehört, und es freut mich, daß du den Sinn meiner Reden so gut gefaßt hast; allein ich wollte, du könntest mir auch recht gründlich einen Zweifel heben, der oft in mir erwacht, nämlich, ob mir die Leute auch wohl noch gehorchen werden, wenn ich sie gar zu klug mache. Du weißt, daß ich die Pfaffen nicht leiden kann; aber darin hatten sie, meiner Seele! recht, daß sie immer sagten, man müsse die Menschen in der Dummheit erhalten, sonst glaubten sie, sich selbst regieren zu können. Und was die Dummheit angeht, Herr Minister, so meine ich, das verstünden doch die Priester, wie man damit umgehen müsse.« – »Oh! was das betrifft«, erwiderte mein Herr Vetter, »so brauchen Euer Majestät sich vor dem Räsonieren nicht zu fürchten, solange Sie hunderttausend Soldaten auf den Beinen haben.« – »Aber wenn nun der Teufel der Aufklärung auch in diese fährt und auch sie nicht mehr auf jeden Wink zu Gebote stehen wollen?« – »Dafür ist der Stock gut.« – »Und wenn nun die vielen nicht länger von einem sich wollen prügeln lassen?« – »Das hat nichts zu bedeuten; keiner trauet auf des andern Mithülfe; die erste schiefe Miene muß wie offenbare Meuterei bestraft werden.[209]

Nach und nach gewöhnt sich dann der Mensch daran, nicht selbst denken und handeln zu dürfen, und wer wenig im Magen und Beutel hat, ohne Unterlaß beschäftigt und beobachtet wird, dem vergehen die aufrührischen Gedanken.« – »Das ist gut geantwortet«, sprach der Negus, »ich habe das auch gedacht und wollte nur sehen, ob du die Sache aus dem rechten Gesichtspunkte betrachtetest.«

Das erste, was nun der neue Minister zu tun für nötig hielt, war. Buchdruckereien anzulegen, wobei er in einer langen Deklamation zeigte, welche große Summe neuer Wahrheiten durch diese herrliche Erfindung in der Welt wäre verbreitet worden. Der König machte den Einwurf, ob durch diese Leichtigkeit, seine Ideen allgemein zu machen, wohl nicht ebensoviel und mehr schiefe Begriffe und Irrtümer wären in Umlauf gekommen. Wurmbrand gab dies zu, behauptete aber, selbst diese Albernheiten hätten wiederum auf die Spur von neuen Wahrheiten geführt. Der Hofnarr des Königs, der gegenwärtig war, meinte, nach diesem Grundsatze müsse man auch die Ansteckung epidemischer Krankheiten zu erleichtern suchen, damit hierdurch die Arzeneikunst auf die Erfindung neuer Heilmethoden geleitet würde. – Der Hofnarr wurde aus dem Zimmer gejagt und Anstalt zu Errichtung der Buchdruckereien gemacht. »Damit aber«, sprach mein Herr Vetter, »niemand sich's einfallen lasse, gefährliche Grundsätze zu verbreiten, die das Volk gegen die weisen Regierungsmaximen Euer Majestät und gegen die herrschende Religion mißtrauisch machen könnten, so wird es gut sein, zu befehlen, daß nichts dürfe gedruckt werden, als was vorher einem eignen Kollegio sei vorgelegt worden.« Der Hofnarr hatte vor der Tür gehorcht; bei diesem Gespräche steckte er den Kopf wieder herein und sagte: »Das macht ihr gut! da werden die Menschen in allen Dingen klug werden und ihre Ideen berichtigen, außer in dem, was ihnen auf der Welt am wichtigsten ist. Und wenn ihr euch auf eure Weisheit und auf eure hunderttausend Puppen verlassen dürft, so dächte ich, ihr könntet auch die[210] Leute immer reden und schreiben lassen, was sie wollten.« – Der Hofnarr bekam zwanzig Prügel auf die Hinterteile, und das Zensurkollegium wurde errichtet.

Nächst Anlegung der Buchdruckereien empfahl mein Herr Vetter dem Könige vorzüglich die Beförderung des Studiums fremder Sprachen. Neue Wörter, Redensarten und Wendungen wären, meinte er, das wenigste, was man dadurch lernte; aber man gewänne auch neue Ideen, die unmerklich, mit den fremden Redensarten zugleich, zu uns übergingen. Es wäre, zum Beispiel, wohl der Mühe wert, mit philosophischem Scharfsinne genauer nachzuspüren, wie der Charakter der Deutschen und ihre Sitten von mancher Seite eine andre Richtung bekommen hätten, seitdem in unserm Vaterlande die französische Sprache nach und nach allgemeiner geworden wäre. Hierauf machte dann Herr Wurmbrand den Negus mit einigen ausländischen Wörtern bekannt, die, teils übersetzt, teils in unsre Sprache aufgenommen, eine Revolution in unsrer Art zu denken und zu handeln gemacht hätten. Dahin gehörten, meinte er, die Worte: Delikatesse, Diskretion, kompromittieren, Sentiment, empfindsam, konventionell und dergleichen mehr. »Wie undelikat«, rief mein Herr Vetter aus, »war nicht der alte rauhe, grade, biedre Deutsche! Wie wenig diskret! Wie leicht kompromittierte er durch seine Freimütigkeit! Die feinern Sentiments rührten nie seine starke Seele zur Empfindsamkeit, und er hielt alles für eine Art unnützen Zwanges oder gar für Betrug, was bloß auf konventionellen, nicht natürlichen Pflichten beruhete, bis er durch jene fremden Wörter aufmerksam auf alle diese herrlichen Dinge gemacht wurde.« – »Wenn die fremden Ideen gut und klar sind«, fiel ihm der König in die Rede, »und man dadurch nicht zuletzt so viel neue Seiten bekömmt, daß man nicht mehr recht weiß, welche die rechte und eigne Seite ist, so lasse ich das Ding gelten. Doch das ist zu weitläufig. – Ich will es versuchen, will meinen Untertanen ein Beispiel geben, will selbst Deutsch lernen. Aber mit den Sprachen ist es so eine[211] Sache. Selbst unsereiner kann doch diese nicht so ohne alle Anweisung studieren, wenigstens ist das mühsamer. Du sollst also die Ehre haben, mir Unterweisung zu geben; aber ich verbitte mir, daß du dich dessen nicht etwa rühmest.« Mein Vetter lehrte also den Negus die deutsche Sprache; er wählte dabei die Methode, welche unsre neuern Pädagogen so sehr anpreisen und wodurch man die Sprachen freilich weniger gründlich lernt, aber desto geschwinder und ohne Anstrengung einige Fertigkeit darin erlangt, nämlich durch beständiges Plaudern; und bald wurde, wie ich schon oben erzählt habe, die deutsche Sprache die Hofsprache in Gondar.

Zu dem Aufklärungsplane des Herrn Wurmbrand gehörte ferner mit, daß er dem Monarchen vorschlug, Fremde in das Land zu locken und diese vorzüglich auszuzeichnen. »Das mag geschehen«, sagte der Negus, »aber notiere dabei, daß es Fremde sein müssen, die rechtliche Kerl und geschickter und arbeitsamer als meine Untertanen sind; sonst fressen mir die Tagediebe das Fett des Landes und verderben noch wohl obendrein die Einheimischen!« Bei dieser Gelegenheit nun wagte es mein Herr Vetter, zuerst meiner geringen Person, als eines sehr nützlichen Subjekts, Erwähnung zu tun, und es wurde festgesetzt, daß vorerst niemand als ich aus Deutschland verschrieben werden sollte.

»Euer Majestät«, hieß es ferner in dem Aufsatze, »klagen darüber, daß Allerhöchst Dero Untertanen in sich selber nicht Trieb genug fühlten, in Weisheit, Tugend und Aufklärung zu wachsen. Diese schlafende Kräfte nun zu ermuntern, weiß ich keine diensamern Mittel, als gewisse Preise auf vorzüglich edle Handlungen, auf Proben von beharrlichem Fleiße und auf neue Entdeckungen zu setzen. – Und nun kamen Vorschläge von Rosenfesten, von Geldverwilligungen für nützliche Erfindungen, von Titeln für Gelehrte etc. – »Diesmal«, rief der Negus, indem er meinem Vetter abermals in die Rede fiel, »bist du auf einem Holzwege; das laß dir von mir gesagt sein! Wenn du nichts Beßres[212] weißt, um die Abyssinier klüger und tugendhafter zu machen, so streiche nur die ganze Stelle aus! Meinst du, ich wollte aus der Tugend und Weisheit Metzen machen, die sich bezahlen ließen? Ich sollte meine Untertanen daran gewöhnen, zu glauben, daß man seine und seiner Nebenmenschen Köpfe und Herzen vervollkommnen müsse, um Geld damit zu verdienen? Meinst du, ein wahres Genie ließe sich deswegen in seinem Schwunge aufhalten, weil ich ihm noch nicht den Titel als Baalomaal gegeben hätte? Meinst du, die Keuschheit sei etwas wert, die nur nach einem elenden Rosenkranze und einer Aussteuer gerungen hätte? – Wenn ihr in Europa keine bessere Antriebe habt, vollkommner zu werden, so sind die Abyssinier, meiner Seele! nicht weiter zurück als ihr.« – Der Punkt mit den Rosenfesten, Prämien und Titeln ging also nicht durch.

Mit dem darauffolgenden Vorschlage ging es nicht viel besser. Mein Vetter wünschte nämlich, der König möchte jährlich gewisse Summen aussetzen, die angewendet werden sollten, armer Leute Kinder studieren zu lassen. »Du willst«, wendete dagegen der Negus ein, »daß armer Eltern Kinder Gelehrte werden sollen, und ich möchte, daß mehr reicher Leute Söhne Bauern würden. Wer wird zuletzt das Feld umgraben wollen, wenn wir diese Menschenklasse als einen unglücklichen Stand betrachten, aus welchem man die Menschen erlösen muß? Ich möchte auch gern, daß ein Mann, der Wissenschaften triebe, zugleich eine feine Erziehung hätte. Ihr mögt wohl ungeschliffene Gelehrte in Deutschland haben, wenn jeder Bauerbengel, der bis in die Jahre, wo er Lust zeigt zu studieren, auf dem Miste herumgelaufen ist, die Ochsenpeitsche mit der Schreibfeder vertauschen darf. – Doch, das magst du hinschreiben, daß, wenn sich einmal ein ganz außerordentliches Genie unter den Kindern eines armen Mannes findet, ich dem Vater Geld geben will, damit der Sohn in irgendeinem Fache etwas Tüchtiges lernen könne; aber das braucht nicht grade als Gelehrter zu sein. Wenn es Genies unter den Bauern und[213] Handwerkern gibt, so ist das auch gut für den Landbau und für die Manufakturen. Wer übrigens sich zu etwas Höherm berufen fühlt, der arbeitet sich durch Armut und andre Schwierigkeiten hindurch. Man muß den Leuten nicht alles so leicht machen. Durch Überwindung von Hindernissen wird das Genie verstärkt, wie eine gespannte Feder.« – Was der König da sagte, schien meinem Herrn Vetter so vernünftig, daß er fast nicht glauben konnte, es käme aus Sr. Majestät Gehirne; auch war das richtig geurteilt. Diese ganze Stelle war aus einem ägyptischen Manuskripte entlehnt und hatte dem Negus deswegen so gut gefallen, weil er darin eine Entschuldigung fand, kein Geld herzugeben, und er die allgemeine Aufklärung in seinem Reiche gern so wohlfeil als möglich betreiben wollte.

Gegen den Vorschlag, der hierauf folgte, Künstler in fremden Ländern reisen zu lassen, fand sich weniger einzuwenden, und es wurden Gelder dazu verwilligt, doch mit der Bedingung, daß diese Leute, nach ihrer Zurückkunft, einige Jahre hindurch für den Hof umsonst arbeiten sollten.

Hierauf wurde festgesetzt, in Adova, der Hauptstadt von Tigre, eine Universität, in einigen andern Städten aber Gymnasien und Schulen anzulegen, worauf denn auch endlich der König den Vorschlag billigte, sich zu bemühen, nach und nach deutsche Gelehrte nach Abyssinien zu ziehen.

Um diesen letztern Punkt in Ordnung zu bringen und überhaupt dem Werke die Krone aufzusetzen, wagte mein Vetter den Antrag, den Erbprinzen von Abyssinien auf Reisen zu schicken. Viel Widerstand fand er anfangs bei Durchsetzung dieser Sache. – Scheuete der große Negus die Kosten oder fürchtete er, wie es zuweilen der Fall bei den Fürsten sein soll, daß sein Sohn, durch eine bessere Erziehung und Bildung, als er selbst genossen, auch klüger als er werden möchte? – Genug! er sträubte sich ein wenig, dazu einzuwilligen, gab aber doch nach, und folgender Plan wurde gnädigst approbiert.

Der König hatte nämlich zwei Söhne. Der Älteste, welcher[214] einst dem Vater in der Regierung folgen sollte, war ein Jüngling von sechzehn Jahren, sehr von sich eingenommen, durch Hofschmeichelei verderbt, kalt, eingebildet von seinem Fürstenstande, hatte dabei viel Hang zur Sinnlichkeit, zum Geize, wenig Genie, gar keine Kenntnisse und keinen Trieb, dergleichen zu erlangen. Der Jüngste hingegen war sanft, bescheiden, wohlwollend, aufmerksam auf alles, was ihn belehren konnte, nicht eben von durchdringendem Geiste, aber von gutem, graden Hausverstande und unschuldig von seiten der Sitten. Jener war von Jugend auf in den Händen eines eigennützigen, unwissenden Hofpedanten gewesen, dieser aber einem guten alten Manne anvertrauet worden, der, nicht ohne Mühe, von dem Monarchen die Erlaubnis erlangte, seinen Zögling, fern vom Residenzgetümmel, auf dem Lande zu erziehen. Wir werden künftig sehen, mit welchem Erfolge dieser Erziehungsplan gekrönt wurde. Jetzt will ich nur noch sagen, daß jener alte Mann derselbe war, dem ich die oben mitgeteilten Bruchstücke aus der Geschichte Abyssiniens zu danken habe. – Wenden wir uns wieder zu dem ältern Fürstenknaben! Herr Wurmbrand hatte seinem Monarchen so viel von Peter des Großen in Rußland kühnem Unternehmen, als Privatmann zu reisen, alle Verhältnisse des Lebens kennenzulernen und als Soldat und Schiffmann und Handwerker von unten auf zu dienen, erzählt, daß, als er, der Negus, seinen Plan zur Reise des Kronprinzen billigte, um doch auch etwas von eignen hohen Einfällen hinzuzutun, zugleich erklärte, sein Sohn sollte, wie Peter von Rußland, in Deutschland als gemeiner Soldat dienen und nach und nach alle Stufen, bis zum Throne, ersteigen. Es wurde vorläufig beschlossen, daß ich, den man damals in Abyssinien erwartete, wenn ich anders dem Könige zu gefallen das Glück hätte, den Prinzen nebst einem zahlreichen Gefolge auf Reisen führen und, bei unsrer Zurückkunft, einige Fuder deutscher Gelehrten und Künstler mit nach Abyssinien bringen sollte. Da ich diese Reise im zweiten Teile meines Buchs beschreiben werde, so sage[215] ich hier nichts mehr davon und eile zu dem letzten Punkte, der in meines Herrn Vetters Aufklärungsplane weitläufig auseinandergesetzt war.

Dieser Punkt betraf den Luxus. Herr Wurmbrand gab sich Mühe zu beweisen, daß dieser einem Lande gar nicht schädlich wäre; daß man ihm manche neue Erfindungen zu danken hätte; daß er das Geld in gehörigen Umlauf brächte und Tätigkeit und Industrie ermunterte; endlich, daß er das Volk beschäftigte und von Meutereien gegen den Alleinherrscher abhielte und zugleich, indem er tausend neue Bedürfnisse erzeugte, die Untertanen von dem Monarchen abhängiger machte. Bei dieser Gelegenheit war denn auch von den glänzenden Vergnügungen in der Residenz, von Pracht und zuletzt von Schauspielen die Rede. »Es ist ein eitler Einwurf«, schrieb mein Herr Vetter, »wenn man sagt, diejenigen, welche bloß für das frivole Vergnügen der Bürger sorgten, bereicherten sich auf Unkosten der nützlichern, arbeitsamern Klassen. Ich will hier nicht einmal von dem Nutzen der Schauspiele auf Bildung des Kopfs und Herzens reden, sondern nur das bemerklich machen, daß solche Künstler und muntre Gesellen selten Reichtümer sammeln, sondern das Geld, was sie heute verdienen, morgen wieder verzehren.« – »Das mag sein«, erwiderte der Negus, »aber die Gastwirte, Modehändler und andre, an welche das Geld aus diesen leichtfertigen Händen kömmt, sind ein ebenso böses Volk, das es gleichfalls nicht zu besitzen verdient. Die arbeitende Klasse also trägt es hin, um es durch Hände von Verschwendern an Müßiggänger zu bringen, die sich damit bereichern.« – »Und das finden Euer Majestät nicht gut?« fragte Wurmbrand, »grade das paßt in das System einer unumschränkten Regierung! Was würde aus den Monarchien werden, wenn man darin frugale und fleißige Menschen reich werden ließe? Um über diese Herr zu bleiben, dürfen sie sich nie im Wohlstande fühlen, indes die andern, sammelten sie auch noch soviel Schätze, immer durch ihre Torheiten abhängig, immer Sklaven von innen und außen [216] bleiben.« – »Du hast zu meiner Zufriedenheit geantwortet«, sprach der König. »Ich machte dir nur den Einwurf, um zu sehen, ob du die Sache gehörig durchdacht hättest. Ich erwarte von dir einen Entwurf zu einem neuen Schauspiel-Etat. Laß mir auch die ägyptischen Luftspringer wieder kommen, die im vorigen Jahre hier waren! Und wenn dein Vetter, der Herr von Noldmann, aus Deutschland kömmt, soll er directeur des plaisirs werden.«

Quelle:
Adolph Freiherr von Knigge: Der Traum des Herrn Brick. Berlin 1979, S. 208-217.
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