[432] Die Gerechtigkeit fordert aber, daß wenn wir von der Unerkenntlichkeit des Publikums gegen große Männer reden, wir nicht verschweigen, daß diese auch zuweilen nicht sehr dankbar für die Ehre sind, die sie einerndten; daß sie dem Neide sehr große Blößen geben; daß sie, wenn sie sich einen gewissen Ruf erworben zu haben glauben, durch Eitelkeit oder Hochmuth geblendet, nicht mehr so sorgfältig über sich wachen, in ihrer fernern Ausbildung zur Vollkommenheit nicht weiter fortrücken, die allgemeine Stimme[432] nicht genug ehren und zu verlangen scheinen, daß man alles für Orakelsprüche und Meisterstücke von Weisheit und Kunst halten soll, was nachlässig und sorglos aus ihrem Munde, oder aus ihrer Feder kömmt.
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Ueber Eigennutz und Undank
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