Das IV. Capitel.

Von den vier Elementen.

Bißhero haben wir uns mehrentheils in dem oberen Sternen-Hauß das ist / in dem gestirnten Himmel aufgehalten / und desselben Wunder oder vornehmste Stuck besichtiget. Nun wollen wir uns weiter herab begeben / und Mundum Sublunarem, das ist / die Geschöpff / welche unter dem Himmel sich befinden /betrachten. Unter diesen aber præsentieren sich erstlich die vier Elementen / welche sich in ein unermessene weite Circumferenz ausbreiten / und ordentlich aufeinander gehen / nehmlich die Erden / die das unterste / das Wasser / der Lufft und das Feur / so das oberste Element ist.

Aber zu wissen ist / daß diese Elementen seyen Corpora simplicia, das ist / solche Cörperliche Ding / welche gantz einfach nicht aus andern unterschiedlichen Cörpern zusammen gefügt oder mit andern Dingen vermischt seynd: da hingegen die Mixta, als wie die Menschen / Thier und Pflantzen alle mit denen vier Elementen vermischt und aus denselben zusammen gefügt seynd / und selbige einiger massen in sich schliessen: dann sie haben alle etwas von ihren vier ersten und vornehmsten Qualitäten oder Eigenschafften / das ist / etwas von der Trückne der Erden / von der Kälte deß Wassers / von der Feuchtigkeit des Luffts und von der Wärme des Feurs.1 Geschieht es nun daß ein oder andere aus den besagten Qualitäten in dem Mixto, in einem Thier oder Menschen etc. gar zu starck geschwächt werde / oder hingegen gar zu starck über Hand nehme / da folget nothwendig das Verderben / oder die Zerstörung des Mixti, der Tod des Viehs oder Menschen etc.

Anbey ist auch noch zu mercken / daß die Elementen / wie sie uns unter den Sinn kommen / und zu unserm täglichen Gebrauch dienen / nicht in ihrem puren natürlichen Stand / sondern mit andern cörperlichen Dingen vermischet seyen / als zum Exempel das Wasser / so wir gemeiniglich trincken / mit dem wir waschen / das Feuer / so auf dem Heerd oder in dem Ofen brennet / ist nicht das pur und Elementarische /sonder ein vermischtes Feur oder Wasser. Das pure Element des Wassers / ist nur in seinen ersten und reinisten Quellen oder Ursprung zu finden: das Element des Feurs aber in seiner eigenthumlichen Sphæra ober dem Lufft / gleich unter dem Circkul des Monds anzutreffen. Eben also ist auch nach Proportion von der Erden und von dem Lufft zu discuriren. Jetzt laßt uns zur Erklärung eines jeden Elements insonderheit schreiten.


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 25.
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