Das VIII. Capitel.

Von denen Metallen.

Aus dem Lufft / in welchem ich mich eine Zeitlang mit meiner Beschreibung und Discurs hab aufgehalten / begib ich mich wiederum auf / oder vielmehr in-und unter die Erden herab / gleichsam ihr Eingeweid zu durchsuchen / und zu sehen / was sie in ihren geheimen Behaltnussen für rare und kostbare Schätz verborgen habe. Da aber præsentiren sich fürnehmlich die Mineralien / Metallen und Edelgestein. Die Mineralia seynd solche Cörperliche Ding / welche aus Schwefel / Saltz und dem Mercurio, wie die Alchymisten darfür halten / zusammen gefügt / Krafft ihrer eignen Form elaborirt und fixirt / von der Sonnen und andern Gestirn ausgekocht / und aus der Erden heraus gezogen werden: Sie werden abgetheilt in die edle und mittlere Stein / in die Metallen und Erd-Säfft / das ist / solche Ding / welche eigentlich weder Metall noch Stein / und doch gewise Erd-Species seynd / als wie Saltz / Schwefel / Berg-Hartz / Kreiden / Rothstein / Terra sigillata etc.1

Das Metall ist ein hart und vester Cörper / so sich nicht leicht zerbrechen / wohl aber hämmeren und durch das Feur zerschmeltzen läßt / und in gewisen Orthen der Erden gefunden wird / absonderlich in Bergen und Klüfften: es wird durch einen saltzigen Safft oder Mercurium, der durch den Schwefel in der Erden coagulirt worden / generirt oder gezeuget. Solcher Metallen seynd sibnerley Gattungen / welche wegen ihren verschiedenen Eigenschafften mit denen siben Planeten correspondiren / und auch von ihnen benahmset werden: Nehmlich Sol, Mars, Luna, Venus, Saturnus, Jupiter Hermes. Sol das Gold / Luna das Silber / Mars das Eisen / Venus das Kupffer / Jupiter das Zinn / Saturnus das Bley / und Hermes, verstehe Mercurius, das Quecksilber. Das Gold und Silber wird das edle und vollkommene / oder reine / die übrige Gattungen aber das unedle und unvollkommene Metallgenannt / nachdem es nehmlich mehr oder minder gezeitiget / fixirt und gereiniget ist. Diese letztere Metall werden widerum in harte / und weiche eingetheilt / welcher Unterschied von dem Schwefel und Mercurio herkommt; dann die Metall /welche vil von dem Schwefel / aber wenig von dem Mercurio haben / seynd hart / hingegen die viel von dem Mercurio, und wenig von Schwefel haben /seynd weich: jene fangen leicht das Feur / und werden bald glühig / aber sie werden nicht leicht fliessend /als wie das Eisen und Kupffer: Diese hingegen fassen nicht so leicht Feuer / und glühen nicht sobald / aber schmeltzen leichter als wie Zinn und Bley.

Von diser Materi wird in H. Schrifft selber gemeldet und steht geschrieben / habet argentum venarum suarum principia: & auro locus est, in quo conflatur. Ferrum de terra tollitur, & lapis solutus calore in æs vertitur.2 Es hat das Silber seiner Anderen bestimmte Oerther / und das Gold sein Orth / da es zusammen rinnt. Eisen bringt man aus der Erden / und aus denen Steinen schmelzt man Erz. Es hat nemlichen die göttliche Güte[89] und Freygebigkeit dergleichen Ding zum Nutzen / ja auch zum Lust des Menschen erschaffen / und verordnet / und wäre nur zu wünschen / daß er selbe nicht zur Beleidigung GOttes und seinem eigenen Schaden so schändlich mißbrauchen thäte: Von diesen seye nun


Quelle:
Kobolt, Willibald: Die Groß- und Kleine Welt, Natürlich-Sittlich- und Politischer Weiß zum Lust und Nutzen vorgestellt [...]. Augsburg 1738, S. 89-90.
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