Fünfzehnter Auftritt


[205] Liddy – Jack – Vorige.


ROBERT. Heda! Schwesterchen! ich wünsch dir Glück! du bist Braut.

LIDDY niedergeschlagen. Ja ich bin Braut.

ROBERT. Aber mit wem? Das ist noch die Frage.

LIDDY. Mit wem? Mit diesem Manne hier. Auf Kaberdar zeigend.

ROBERT. Halt! halt! nicht so rasch!

KABERDAR. Miß, ich entbinde Sie Ihres Versprechens. Vater und Sohn stehen hier vor Ihnen.

LIDDY erstaunt. Vater und Sohn?

KABERDAR. Ja, dieser Jüngling ist mein Sohn. Er liebt Sie. Ich liebe Sie auch. Wählen Sie frei.

GURLI zu Liddy. Nimm den Sohn, er ist hübscher als der Vater.

KABERDAR. Ihr Herz muß den Ausspruch tun.

LIDDY sehr verlegen. Mein Herz? – Ach! –

FAZIR mit niedergeschlagenen Augen. Liebe Miß! –

ROBERT. Nun Schwesterchen wirds bald?[205]

LIDDY. Wie kann ich – ich habe ja schon mein Wort gegeben.

KABERDAR. Wenn Sie also Ihr Wort nicht gegeben hätten – so würden Sie? – Liddy schweigt. Ich verstehe. Er legt ihre Hand in Fazirs Hand. Gott segne euch Kinder!

FAZIR Liddy umarmend. Ach liebe Miß!

MUSAFFERY bückt sich tief. Brahma sei gelobt!

KABERDAR wischt sich eine Träne aus den Augen. Ein einziger bitterer Tropfen! schon recht! der Freudenkelch war zu süß.

ROBERT. Nun Jack was meinst du?

JACK. Ich meine, daß ich mein altes baufälliges Gefäß nun allein in der Welt herumbugsieren muß. Kraut und Lot ist verschossen, der Tolbord ist abgenutzt, was soll aus mir werden?

ROBERT. Du sollst bei mir bleiben, und solange ich einen Zwieback habe, gehört die Hälfte dir, bis du einst deine Reise glücklich endest, und in der Breite des Himmels aufgebracht wirst.

JACK. Ich dank' Euch Sir! ich dank Euch! nun ich wünsch euch allen schmuckes Wetter und guten Wind zur Fahrt.

Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 205-206.
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