Fünfzehnter Auftritt


[69] Die Vorigen. Gräfin. Pancratius.


Graf und Baron, ihren Irrtum erkennend, stehen beschämt.


PANCRATIUS spricht.

Hier ist ja ein Geschrei wie närr'sch!

GRÄFIN singt.

Welch unruhvolles Treiben!

Wer störte meinen Schlummer?

BARON verlegen.

Wir spielten.

GRAF ebenso.

Wir spielten.

GRÄFIN.

Aha!

GRAF.

Und kamen sehr in Rage.

BARONIN vortretend.

Ich strickte!

BACULUS.

Ich nickte!

GRÄFIN.

Aha!

GRAF.

Das gab Karambolage.

GRÄFIN.

Das leuchtet mir schon ein.

Nur glaub' ich, daß Ihr Spiel

Der holden Jungfrau viel

Von ihrem Schlummer raubt;

Drum sei es ihr vergönnt,

Der sichern Ruh' zu pflegen

Bei mir, auf meinem Zimmer.

Sie haben nichts dagegen?


Baronin küßt der Gräfin die Hand und tritt auf ihre Seite.


BACULUS.

Ei, ein gewagter Schritt!

Jetzt nimmt sich die Frau Gräfin

Gar den Studenten mit.

GRÄFIN, BARONIN.

Wie ein Schlag aus heitern Höhen

Traf mein / ihr Wort, und beide stehen

Sie beschämet da vor mir / ihr.

Darum müssen ohne Säumen

Sie den Unmut nun verträumen,

Heut bezähmen die Begier.

Gute Nacht! Gute Nacht! Gute Nacht![69]

GRAF UND BARON.

Wie ein Schlag aus heitern Höhen


Traf ihr Wort, und beide stehen

Wir beschämet da vor ihr.

Darum wollen ohne Säumen

Wir den Unmut nun verträumen,

Heute bezähmen die Begier.

Gute Nacht! Gute Nacht!


Ärgerlich mit dem Fuße stampfend.


Gute Nacht!

BACULUS.

Wie ein Schlag aus heitern Höhen

Traf ihr Wort, und beide stehen

Sie beschämet da vor ihr.

Beide wachten ohne Säumen

Auf aus ihren Liebesträumen,

Wüßten sie Bescheid gleich mir.

Gute Nacht! Gute Nacht! Gute Nacht!


Graf begleitet die Gräfin bis an die Tür ihres Zimmers; sie geht mit der Baronin hinein; der Graf zur Haupttür ab. Pancratius folgt ihm.


Quelle:
Albert Lortzing: Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur. Nach Kotzebue frei bearbeitet, Stuttgart 1969, S. 69-70.
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