Dreizehnter Auftritt


[88] Baronin. Graf.


GRAF. Ha, schönes Gretchen, bist du endlich allein? Wo ist denn dein alter Schatz? Hol ihn der Teufel! Laß uns geschwind Abrede nehmen, wie und wo wir uns künftig ohne Zeugen sprechen können.

BARONIN. Künftig, Herr Graf, werden wir Gelegenheit genug dazu finden, aber ich wette, Sie werden sie selten benutzen.

GRAF. Du verlierst die Wette, denn ich bin ganz entsetzlich in dich verliebt.

BARONIN. Ich spreche nur ein Wort, und Ihre Liebe erkaltet.

GRAF. So will ich wenigstens – ehe du dieses fatale Wort aussprichst – dir beweisen, wie glühend sie war. Will sie umarmen.[88]

BARONIN. Nicht mit Gewalt, Herr Graf, aber wenn Sie mir ein gutes Wort geben, so küsse ich Sie freiwillig.

GRAF. Schönes, liebes, süßes Gretchen, ich gebe dir die besten Worte von der Welt.

BARONIN. Und ich will denken, ich küsse meinen Bruder.

GRAF. Denke, was du willst, nur küsse mich.

BARONIN fliegt in seine Arme. Recht von Herzen!


Quelle:
Albert Lortzing: Der Wildschütz oder Die Stimme der Natur. Nach Kotzebue frei bearbeitet, Stuttgart 1969, S. 88-89.
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