Achter Auftritt.

[118] Herrmann. Die Vorigen.


HERRMANN. Mein Herr, ich gratulire Ihnen zu der erlangen Ratsherrnstelle. Hier ist die Ausfertigung darüber.

VALER zur Caroline. Schönstes Fräulein, sie lieben diesen Herrn?

CAROLINE. Meine vorige fruchtlose Bemühung zu seinem besten wird ihnen solches deutlich genug gezeiget haben, noch mehr aber, wenn ich sie bitte – –

VALER. Bitten sie nicht, ich weiß meine Schuldigkeit. Zur Gräfinn. Ihro Excellenz, ich werde dem Obristen nicht die Lust machen, seine Rache zu befriedigen, ich will ihm die Nachricht bringen, daß mir alle meine Absichten mißgelungen sind; erweisen mir aber dieselben die Gnade dagegen, und schenken sie diesem Herrn die Rathsherrnstelle. So schimpflich es für sie hätte seyn können, wenn ich sie völlig angenommen[118] hätte, so rühmlich wird es für sie seyn, wenn sie einen Mann damit belohnen, der es verdienet.

DIE GRÄFINN. Ihr Ersuchen ist so höfich und billig mein Herr, daß ich es ihnen nicht abschlagen kan. Ich wilt gehen und bey meinem Gemal anhalten, daß er meinen Willen bestätigt; aber mit der Bedingung, daß sie auch als Fähndrich nicht vergessen ihre Besuche öfters bey mir abzustatten. Sie geht ab.

VALER küßt ihr die Hand. Ihro Excellenz Erlaubnis dazu gereichet mir zur Ehre. Zum Herrmann. Behalten sie also, mein Herr, diese Ausfertiguug für sich selbst, und nehmen sie dazu von meiner Hand ein Geschenk an, welches ihnen vielleicht noch angenehmer seyn wird. Sie lieben meine Muhme, sie bekömmt alle ihre Güter wieder, und hört doch nicht auf sie zu lieben, und es kan für mich kein Vergnügen reizender seyn, als dieses, zwey Herzen auf zeit Lebens zu vereinigen, welche durch Tugend und Zärtlichkeit ein Exempel glückselger Ehen seyn werden.

HERRMANN. Mein Herr, ihre Großmuth ist zu schön, daß sie nicht ein Herz, wie das meinige, auf das empfindlichste rühren sollte. Was die Rathsherrnstelle anbelangt, so statte ich ihnen dafür den verbindlichsten Dank ab, und meine Erkänntlichkeit wird mit meinem Leben erst aufhören. Was aber den Besitz ihrer verehrungswürdigen Fräulein Muhme anbelangt, so trauten sie mir wohl zu, daß ich meinen Vortheil mehr lieben sollte als den ihrigen? meine Hand würde sie jetzt unglücklich machen. Sie ist eines Herzens würdig, das sie zwar so sehr verehret, als das meinige, das ihrer aber auch mehr durch den äusserlichen Glanz und durch bessere Glücksumstände würdig seyn kan. Ja gnädiges Fräulein, ich verlange nichts mehr von ihnen als daß sie mich vergessen, um ihr itziges Glück besser geniessen zu können, ich aber will ihr Angedenken ewig verehren, und meine ganze Lebenszeit hindurch, soll die Vollkommenheit ihres Glücks meine einzige Freude ausmachen.

VALER. Mein Herr, sie erwerben sich bey mir die größte Hochachtung. Ich muß bekennen, sie verdienten ein Edelmann zu seyn. Allein, da sie es nicht sind, so würde es meiner Muhme allerdings nachtheilig seyn, ihre Hand[119] anzunehmen. Sie verlöhre dadurch allem Umgang mit ihrer Familie, und die Hofnung zu einem weit grössern Glücke. Ich habe noch eher daran gedacht, als sie, allein es schickte sich für sie besser, es eher zu sagen. Denn mir kömmt es nicht zu, meiner Muhme, bey dem Glücke sie wieder zu finden, den geringsten Zwang anzuthun.

CAROLINE zum Herrmann. Ich muß gestehen, sie haben mich in ein Schrecken gesetzt, daraus ich mich kaum wieder erholen kan. Bey dem Wort gnädiges Fräulein in ihrem Munde schauderte mir die Haut. Verkennen sie auf einmal ihre liebste Caroline? wissen sie nicht, daß mir kein Unglück unerträglicher seyn würde, als dies, wenn ich sie vergessen müßte? nein! lieber will ich nichts besitzen, wenn ich sie nicht besitzen soll. Ihr Herz ist mehr als Adel und Reichthum. Liebster Bräutigam, machen sie daher mein Glück dadurch vollkommen, daß ich es mit ihnen theilen kan.

HERRMANN fällt ihr zu Füssen. O! könnt ich vor Dankbarkeit und Liebe zu ihren Füssen sterben!

JOHANN. Habe ich doch kaum Zeit gehabt von allen geschöpften Neuigkeiten, die hier vorgehen, Athem zu holen; der Henker! durch was für Canäle ist die Rathsherrnstelle gegangen! durch den Canal des Grafen, in den Canal der Gräfinn, von da zu meinem Herrn, von meinem Herrn zu seiner Muhme, und die ist der Canal, durch welchen sie der Herr Secretair endlich erfischt hat. Ihr Herren Candidaten, befleissiget euch auf gute Canäle!


Ende.
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Quelle:
Johann Christian Krüger: Die Candidaten, oder: Die Mittel zu einem Amte zu gelangen. [Braunschweig und Hamburg, 1748], S. 118-121.
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