[Vorrede]

[199] 1.

Jehova Jesus Tsebaoth, der vor der zeit und Natur im ewigen Willen war waristwird der Vater, in der ewigen Willenslust waristwird der ewige Sohn, in der ewigen Willenslustbewegung waristwird der ewige Geist, gebähre auch im widergebrachten JaphetSemHam seinen eingebohrnen Sohn, das der Heilige Geist in seinem Hertzensreiche neu ausgehe immer und ewigst. Amen, Hallelujah.


2.

Meine fünffmonathliche Reise in Mitternacht, durch den Mai, Junius, Julius, Augustus, September, und meine fünffmonatliche Verdoppelung derer, durch den October, November, December, Jenner, Februar, ist ein Inbegrif aller derer wunder, di in meinen gedoppelten fünff Jahren zugestossen.


3.

Di ersten fünff Monden figurirten rechtschaffen di fünff Monden der grossen Trübsal des grossen Löwens, der Christenheit, das ich darinnen von den Wolken gantzzugedekket, nur blos mit dem haupte heraus auch blikkte, wi di darinngesungene Psalmen überflüssige zeugnisse mittheilen, erleuchteten Augen gar vil entdekkende.


4.

Di zweiten fünff Monden kommen herrlichst überein mit den fünff Monden der grossen Trübsal des Thires, und des Verfolgers, A.M.A.L.ekk, und Agags, das ich auch darinnen alsbald mit dem Leibe hernachkommen, das danksagungslid angefangen, von tag zu tag stärker wachsend, in unglaublichen Wunderfällen, dessen zeugnisse di darinngesungene Gesänge gleichfals, vornemlich mit ihrem fünffachen Triumffünfftzig.


5.

Di drei Länder, Holland, Engelland, Frankreich, von denen im Propheten Kregel bezeuget worden, dass si der Herr vor andern wolle wachsen lassen, sind in meiner göttlichen Leitung di dritte, sechste und sibende Gestalt, mit ihrem Leyden, London, Lutecia, und lauffen alle meine innere Vorfälle mit besagter Länder euseren Vorfällen so richtigst über, auch in disen zehn-Monden, dass ich Gottes finger daraus auch den gröbesten Atheisten zu seiner zeit anweise.


6. 70.

Saget mir doch und antwortet, ihr spitzfindigste Statisten, woraus es doch komme, dass in der euseren Rose und Lilie, unter den gefährlichsten anschlägen des verfluchten Romes, di innere Rose und Lilie gleich heraussprosse?
[199]

7.

Rom wil durch Kohlmann kohlen anlegen, und auf neu London mit Lunden anstekken, wi der Prophet Kotter geweissaget: Gott wil durch Kühlmann Kühlen den brand des Romes, bis di Kühlzeit kühlet alle Welt, und der wahre Petrus aus und in dem Walde, Petrus Waldus, den falschen Petrum in dem vermeinten grünem Walde nach Mittag, völlig Wurtzel- Safft- und laublos gemachet.


8.

Welche schönere Harmoni ist wohl zufinden, als unsere beide widrige nahmen, Kohlmann und Kühlmann, nach beiden widrigen Werken? Wi herrlich bildet der nahme Kohlmann das Päbstische Werk ab, der aus seinen heiligen Steinfelsen feuerflammen auswürffet: Und der nahme Kühlmann das göttliche Werk, der mit seiner Kühlzeit di Römsche Kohlzeit gäntzlich kühlet in aller Welt?


9.

Kohlmann gehet unter, weil Kühlmann aufgehet: doch mus der Satan den Kühlmann mit Kohlmann vermengen in manchem Lande, weil er es gerne so hätte haben wollen, dass ich stat des Kohlmanns gevirtheilet his, als das Werk Gottes durch alle Virtheile der Welt sich virtheilte.


10.

Kohlmann sol gerochen werden im October, von dem aber Kühlmann zuvorsinget: Rom schmekkt selber Rach und Mord im October und stets fort, weil di liliros im Port, welches auch gleich im October also erfüllet, dass recht di Wunder in der rosenlilgenstadt im RosenlilgenOctober sich berosenlilgen.


11.

O du Kohlmannischer Pabst! Was unterstehestdu dich di eusere Rosenlilgenstadt zu deinem Königsstuhle zumachen? Wi du in Kohlmann gevirtheilet worden, als ein Verräther, Bluttdürstiger, Mordthätiger, und hoher Heiliger aus des Brudermörders Kains Geschlechte: so wirstdu nun in deinem haupte und schwantze vor Morgen und Mitternacht gevirtheilet werden, und dein leib mit deinen eigenen kohlen verbrennet, wi du bishero andern gethan.


12.

Denn di Rosenlilgenstadt gehöhret der inneren Rosenlilge, und dem Reiche Jesuels, von dessen Könige di Prophetin Christina davidisirte: Er wird herrschen von einem meer bis ans andere, und von dem Wasser an bis zu der Weltende: als si dem figurlichem Friderich zubesitzen E.K. gab: zu deme zu Wasser di grosse Gesandschafft von Morgen ankommet beim Propheten Kotterus, zwischen Johann und Jacobi, oder dem Prophetischen Mai[200] und Junius, di zum ersten den Vorschmakk Morgenländischer freundschafft darbitet.


13.

Dann werden di Insulen schweigen, und heissen nach Jesaias: Singet dem Herrn ein neues Lid: sein Ruhm ist an der Welt ende. Di im meer fahren und was drinnen ist, di Insulen, und di drinnen wohnen. Höhret mir zu, ihr Insulen, und ihr Völker in der ferne, merket auf. Der Herr hat mir geruffen von Mutterleibe an udg, wann König Friderich seiner dreien Königreiche, im H.A.G. beim Kotterus mächtig worden.


14.

Wir schweigen, weil hir zuschweigen, und der Ausgang unser schweigen nicht verschweiget; auch dises virdte Buch mit sehr wichtigen Worten, zufällen, begebenheiten vor allen Büchern redet.


15.

Denn was di virdte Gestalt unter den siben Gestalten, di Sonne unter den Planeten, das Gold unter den Metallen, der Salniter unter den Sibenen, di Rose unter den Blumen: Dises ist gegenwärtiges Buch unter den Fünffzehngesängen nach feuer und Licht, Verdrükkung und überwindung, dass es sich recht in seinem Mittel aus dem Trübsalsfeuer in das Überwindungslicht herausgescheidet, und in dem September und October dem sibeinigem JaphetSemHam di Mitternachtgeschenke bereitet.


16. 80.

Darum bestehet auch dis Buch aus hauptgrundsteinen des geistlichen Jerusalems nach allen dreien Anfängen, und fänget von weiten schon an zubauen, was di Zeit Salomons auch weit übertreffen mus.


17.

Denn di drei Winde, di drei Erdbeben, di drei feuer wehen, bewegen, brennen zusammen in kurtzen, und wird das sanffte säuseln des annahenden Jehovah sich bald offenbahren.


18.

Das grosse Thir ist verblendet worden, das es seinen Jäger von Morgen und Mitternacht nicht gesehen, und ist nun zeit zuerschrekken, weil di krafftstimme von Morgen und Mitternacht gleich schallet.


19.

Di Weissagung in dem dunkeln Rätzel hat den Teufel und dessen Stathalter verblindet, das er seinen falschen samen einzustreuen nicht gewust, ehe di Wunderzeit da gewesen, und murret der höllische Bär nun vergebenst, nachdem an dem Zil das Zil gefunden, weil gleich das Zil empfunden.


20.

Babel hat selbst bewahret, was es strakks mit jammern beseufftzet, und hat di Weisheit des Allmächtigen di thirische Torheit verspottet.[201] Kommet nun an, ihr Verfluchten, mit eurem stroh und stoppeln, das unser feuer in der krafft des Allmächtigen es gleich verzähre, und widerstehet dem Wunder im Wunder, dass ihr bald seid den Morgenländern das Wunder.


21.

Hochmuttiges Pferd von Österreich! Wi hastdu nun den frommen Propheten Drabitz verschmettert? Er ist zwar entgeistert geschinen, nachdem du ihn so schandbar besudelt hast an seinem gutten gerüchte, nicht alleine nur so greulich hingerichtet: doch sihe, er ist nun recht begeistert.


22.

Dein Win schmekket, was du verschuldet, so bald di vorgesagte stunde herbeigenahet, und wird das andenken der gottlosen eine stete schande sein, weil di gantze Welt das Urtheil über si fället.


23.

Heule, A.H.A.B. über deinen Untergang, weil er so schrekklich ist! Seufftze, Isabel, weil dein Jehu von Morgen und Mitternacht ankommet.


24.

Ruffet an di Heiligen, das si euch erhöhren, und geisselt euch bis auf das euserste vor den Verstorbenen, das si euch beistehen! Di Stachel sind durch Morgen und Mitternacht schon ausgesäet, und müsset ihr neue Patronen und Götter erwählen, das ihr euch ja darinnen nicht verwundet!


25.

Ruffet an Sanct Quirin, der auch seinen Tag unter euren Heiligen gefunden, und schreiet zu Sanct Kühlmann, deme der 13 October bei euch geweihet! Ruffet lauter, schreiet getroster, machet ein grösseres geheule, weil si euch nicht recht vernehmen, und bringet her alle Reliquien, das si euch gegen Gottesfinger mögen helfen.


26. 90.

Denn der geist Drabiciens unter dem Altar schreiet um Rache gegen euch, und führet über euch mit geduppeltem masse das Urtheil, das ihr ihm zugemessen! Alle seine Worte werden erfüllet, und er den Propheten der Schrifft, wi ihm Gott zugesaget, beigefüget.


27.

Auf, Auf, ihr Schlanggeschmeisse beim Propheten Kregel, di ihr di Menschen vergifftet bisher, das si vor grosser Angst und furcht unter den zwölf Völkern sturben! Ihr seid recht Jesuiten, di ihr in der Natursprache alle Jesu neue Kreutziger nur seid, und Jesum in seinen glidern noch täglich kreutziget![202]

28.

Auf, Auf, um neues gifft zubereiten, feuer anzulegen, Krige zuerwekken, Könige zutödten, listige Renke zuersinnen, tausend Bubenstükke zutreiben, weil ihr noch zeit und gelegenheit habt. Denn eure Zeit ist bald verflossen, eure Urtheile hergeschossen, und wird Lucifer, dessen Signatur euer nahmen vor allen ausgedrukket, mit euch bald zum Gerichtsstuhle Gottes gefodert.


29.

Das heilge El, der nahme des grossen Engels, der mit der Seelen über di Himmel triumfiret, ist Uns durch alle Zehen L nun in dem nahmen Jesueliter widererstattet, und wird bald das Israel der Christen der Jesueliter, das dreieinige Königreich Jesu Christi begrüsset werden.


30.

Freuet euch, ihr Himmel! Frohlokke, du Erde! Di Kühlungszeit, davon alle Propheten von anbeginne der Welt gesprochen, knospet albereit seine lilien- und Rosenknospen, und mus nunmehro das Unkraut von dem Weitzen in der grossen Erndte der letzten Weltstunde geschiden werden.


31.

Di Reise nach Rom im Morgenland wird bald vom Grostürken vernommen, und di Reise in Mitternacht hat gantz Mitternacht schnell erwekket.


32.

Nun ist das grosse Werk nach Jerusalem geist- und leiblich verhanden, und wird der thal Josaphat, der Jordan und der Euphrates geist- und leiblich werden gesuchet.


33.

Der Propheten ihr Holtz aus dem Paradeis ist kommen; der Weisen feuerflamme aus der rechten ewigunerleschbahren Ampel angezündet; der innereusere Schrifftverstand nach allen dreien und neun Theilen dreieinig-neuneinig offen.


34.

Der härene sakk Babels verlodert: di dikke Wolke der fleischlichgesinnten vergehet. Di fünff Steine gegen Goliath sind unfehlbar schon in Pera: di Schleuder ist gewis. Des Davids noth harffet der Baalsprister Abgott zu gründe: Seine gefahr lehret erst, im fluge nach den Vir Welttheilen, das süsseste Davidisiren und Jesuelisiren voller Immanuelisiren.


35.

Dessentwegen Auf, Auf, ihr viltausend Sterne in allen Ländern! Wi lange lasset ihr mich und euch verdunkeln! Güsset nun einmahl doch mit der schnellestschnellestschnellester Schnelle, nebenst mir aus alle eure strahlen wider di Sonnen, so di Sonne der Schrifft, des Gesätzs und Evangeliums, verfinstert haben.[203]

36. 100.

Lasset nicht länger andere Sonne scheinen, noch di Könige auf Erden, di Fürsten und Gewaltige im Lande, von den trüben Wassern der vilfältigen falschen Sonnen tränken! Jesus von Nazareth, der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes sei aller Sonnen und Sternen einige Sonne!


37.

Aller gebet sei in Christi nahmen! Grosse und kleine müssen leuchten als Spigel der Gottseelikeit, in Libe, demutt und gutten Wandel! Darzu helfe Gott Vater, Sohn und Geist allen Sonnen und Sternen nebenst uns allen immer und ewiglich. Amen. Hallelujah.


38.

Gegeben im Lilgparis, dessen König ein ander itz under, nach dem Prophet Drabitz, als er gewesen ist, den 15 Märtz, nach dem beide 5 Monden beschlossen, und nach 42 tagen di 28 Wochen beider Constantinopolitanischen Morgen- und mitternächtischen Reise zum drittenmahl vollenden, des 1680 Wunderwunderwunderjahres.

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 1 (Buch 1–4), Tübingen 1971, S. 199-204.
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