Hexen.

[375] Der Glaube an Hexen ist in der Mark noch immer nicht verschwunden; Krankheit an Menschen und Vieh wird noch häufig denselben zugeschrieben, und man hört noch oft, wenn jemand krank ist, die Worte: »Ja, die hat es mir angethan!« Am Walpurgisabend ziehen die Hexen bald auf Besenstielen, bald auf Gänseküken, Butterfässern, Mistgabeln u.s.w. zum Blocksberg, daher zeichnet man[375] noch aller Orten, besonders die Jugend, drei Kreuze an die Thüren der Häuser und Ställe. Ueber den durch angebliche Hexen in früherer Zeit in der Mark ausgeübten Zauber ist zu vergleichen »v. Raumer über Hexenprocesse in der Mark«, in den Märk. Forschungen S. 236 ff. Eine derselben bekannte, daß sie neun Tage lang vor Sonnenaufgang jedesmal einen neuen Napf mit Bier und Brot in einen Fliederstrauch hinter der Schinderei gesetzt und dabei folgende Worte gesprochen haben: »Guten Morgen, Fliederstrauch, du viel Gute, ich bringe dir Bier und Brot, du sollt mir helfen aus aller Noth, und so du mir helfen wirst, so werde ich morgen wieder bei dir sein.«

Man hat folgende Erkennungsmittel für die Hexen: An bestimmten Tagen gehen dieselben in die Kirche. Will man sie sehen, so muß man das erstgelegte Ei einer schwarzen Henne in die Tasche stecken und so in die Kirche gehen; dann erkennt man sie an kleinen Butterfässern, die sie auf dem Kopfe tragen. Man muß sich aber sehr hüten, daß sie einem nicht nahe kommen, denn alsdann suchen sie das Ei zu zerdrücken, wodurch man in großen Schaden gerathen kann. – Ein andres Mittel, um den Auszug der Hexen nach dem Blocksberg mit anzusehen, ist, daß man eine Furche um das Dorf zieht, dann den Pflug in die Höhe richtet und bis zur Dunkelheit wartet, alsdann kann man sie deutlich erkennen. Dasselbe erreicht man auch, wenn man sich unter eine ererbte Egge setzt, doch so, daß die Zähne derselben nach oben stehn.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 375-376.
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