Nothfeuer.

[369] In vielen Theilen der Mark herrscht noch bei gewissen Gelegenheiten die Sitte, ein Nothfeuer anzumachen, namentlich geschieht es, wenn man kranke Schweine hat. Zwei Pfähle von trocknem Holz werden vor Aufgang der Sonne unter feierlichem Schweigen in die Erde gegraben, und um diese Pfähle werden hanfene Stricke so hin und her gezogen, bis sich das Holz entzündet, darauf wird das Feuer durch trocknes Laub und Reiser genährt, und man jagt nun die kranken Thiere durch dasselbe. An einigen Orten bringt man das Feuer durch Reibung eines alten Wagenrades hervor.

Ueber die Altmark. II. S. 247 und mündlich.


An diesen Gebrauch schließt sich vielleicht der auf dem Kalbeschen Werder und in Kalbe i.d.A. selber noch im vorigen Jahrhundert herrschende Gebrauch, daß man unter den Thorhäusern bei den Ackerleuten ein Pflugrad aufhing, weil man glaubte, daß, wenn das Vieh darunter aus und einginge, weder der Teufel noch seine Handlanger, die Zauberer, ihm Schaden zufügen können.

Beckmann Beschreib. b.M. Br. Th. V. K. IX. S. 64.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 369.
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