8. Der Schmied und der Teufel.
Mündlich aus Brodewin in d.U.M.

[276] Einst hatte ein Schmied ein Bündniß mit dem Teufel gemacht, er solle ihm zehn Jahre dienen und dann seine Seele haben. Da wurde er nun bald ein reicher Mann, und es trug sich eines Tages zu, daß Petrus zu ihm kam, dem war das eine Hufeisen seines Pferdes losgegangen, das sollte ihm der Schmied wieder anschlagen. Als er nun damit fertig war, sagte Petrus: »Nun bitte dir auch eine Gnade dafür aus, aber vergiß das Beste nicht!« Er meinte nämlich, der Schmied solle sich die Seligkeit erbitten, aber der bat weiter nichts, als daß, wenn er von etwas wünsche, es möge hacken (fest sitzen), das sogleich geschähe, bis er es wieder frei ließe. Das gewährte ihm denn auch Petrus und ging drauf davon.

Als nun die zehn Jahre des Bündnisses mit dem Teufel um waren, schickte dieser einen seiner Teufel ab, er solle den Schmied holen, der Schmied war auch, als der ankam, gleich bereit, mitzugehen, sagte aber zu ihm: »Es ist 'ne weite Reise, die du gemacht hast, ruhe dich doch erst ein wenig, und pflücke dir da ein Paar Birnen von dem schönen Birnbaum, der draußen im Garten steht.« Das that der Teufel, stieg auf den Baum, und wie er nun oben war, rief der Schmied »hack!« und augenblicklich saß er fest, und wie sehr er sich auch abmühte, wieder loszukommen, konnte er doch[277] weder Hand noch Fuß rühren. Nun machte der Schmied eine große Eisenstange glühend, mit der lief er in den Garten und bohrte dem Teufel damit in den Hintern, daß er ach und wehe schrie; als er ihn aber genug gequält hatte, ließ er ihn wieder frei, und der Teufel lief, als hätt' er das Feuer noch im Hintern, spornstreichs davon. Wie er nun zur Hölle kam, wurde er gefragt, wo er den Schmied habe, er aber sagte, er könne ihn nicht bringen, es möchte nur ein andrer hingehn und ihn holen; da lachten denn die andern ihn höhnisch aus, und ein zweiter sagte, das sei ja wohl ein Leichtes und ging auch gleich fort. Aber dem gings wie dem ersten, der Schmied schickte ihn auf den Apfelbaum, machte seine Eisenstange heiß und setzte ihm damit wacker zu, so daß auch er, als er ihn los ließ, eiligst davon und zur Hölle lief. Da machte sich denn der Alte selber auf und fluchte über die dummen Teufel, die nicht einmal den einen Schmied holen könnten. Als er nun zum Schmied kam, war er gewaltig ungebehrdig und schnaubte ihn an, warum er nicht komme, aber der sagte ganz gelassen: »Nun, ich will ja kommen, habs ja noch gar nicht verweigert.« Darauf holte er sein Ränzel hervor, und legte einiges Gepäck zurecht. Wie das der Teufel sah, wurde er schon etwas freundlicher; das nahm der Schmied wahr und sagte zu ihm: »Du bist nun doch der Böse selber, aber ich glaube, daß du nicht einmal da hineinkriechen kannst!« Der Alte entgegnete höhnisch: »das soll mir ein Leichtes sein«, kroch hinein und hatte wirklich Platz darin; aber kaum[278] war er hinein, so rief der Schmied »hack!« und nun saß der Teufel fest. Jetzt ließ der Schmied alle seine Gesellen mit ihren Schmiedehämmern herbeikommen, er selbst nahm den größesten, der Teufel wurde auf den Amboß gelegt und nun wacker drauf los geschmiedet. Da schrie er gar erbärmlich und lärmte und tobte, aber sie ließen nicht eher nach, als bis sie ihn ganz windelweich geschlagen hatten. Nun nahm der Schmied sein Ränzel auf den Nacken und ging mit ihm davon; unterweges kam ein Reisewagen an, und da bat der Schmied den Fuhrmann, daß er ihn doch möge aufsitzen lassen, er sei gar zu müde. Der gewährte es auch, und nun setzte er sich mit seinem Gefährten im Ränzel auf den Wagen. Ueber eine Weile fingen aber die Pferde an sehr langsam zu gehen, und standen endlich ganz stille, konnten auch durch keine Peitsche weiter gebracht werden. Da merkte der Schmied, daß sich der Teufel im Ränzel so schwer machte, und nun prügelten sie wieder tapfer drauf los, bis er wieder leicht wurde. Da ließ ihn denn der Schmied endlich los, der Teufel ging davon, und soll heute noch wiederkommen. Als nun der Schmied noch lange gelebt hatte, starb er endlich und ging zum Himmel, wo Petrus die Thür öffnete, sie ihm aber sogleich vor der Nase zuwarf, als er sah, wer draußen sei. Darauf ging er zur Hölle; als ihn dort aber der Thorwärter erblickte, wars grade jener erste, den er mit der Eisenstange gebrannt hatte, der erhob sogleich ein gewaltiges Geschrei, daß alle Teufel zusammenkamen und ihm das Höllenthor sperrten. Da ging[279] er denn wieder zum Himmel und wollte es mit Bitten beim Petrus versuchen, ob er nicht hineinkäme, allein der blieb unbeweglich, so daß der Schmied endlich nur bat, er möchte ihm doch nur vergönnen, sein Ränzel wieder herauszuholen, das er schon als grade eben einer durchs Himmelsthor ging, hineingeworfen hatte. Das wollte ihm denn Petrus doch nicht verweigern, er trat ein, und wenn sie ihn nicht hinausgeworfen haben, so sitzt er noch drinnen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 276-280.
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