29. Das Grab des Riesenkönigs und die Rööverkuule.
Mündlich.

[29] In der Nähe des jetzigen Fleckens und ehemaligen Klosters Diesdorf liegt nach dem Dorfe Wadekath zu eine große Anzahl von Hünengräbern, die in grader Linie vom Lüneburgischen herunter sich bis ins Magdeburgische erstrecken sollen. In einem derselben liegt der Riesenkönig begraben, und mancher hat deshalb schon dort gesucht, bis jetzt hat ihn aber keiner gefunden.

Nur einige Schritte von einem dieser Gräber liegt eine große trichterförmige Vertiefung, welche mit einem Wall und Graben umgeben ist und die kleene Rööverkuule heißt. Hier haben vor langen Jahren Räuber gewohnt, und, um vor Verfolgungen sicher zu sein, dieses Loch mit einem großen Deckel aus Holz und Flechtwerk zugedeckt. Wenn ihnen nun gemeldet wurde, daß[29] jemand vorüber zog, brachen sie plötzlich hervor, plünten die Reisenden aus und zogen sich dann schnell in ihren Schlupfwinkel zurück. – Etwas weiter davon, nicht fern vom hannöverschen Orte Wittingen, liegt eine gleiche Vertiefung, welche die große Rööverkuule heißt, und zu ähnlichen Zwecken gedient hat.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 29-30.
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