37. Der Markgraf und die Schulzenfrau zu Briez.
Mündlich.

[36] Zu einer Zeit lebte im Dorfe Briez bei Salzwedel ein Schulze, der hatte ein gar schönes Weib, die dem[36] Markgrafen zu Salzwedel wohlgefiel, und so traf es sich denn einmal, daß, als der Schulze nach Hause kam, er den Markgrafen dort antraf. Das war diesem aber gar nicht gelegen, und er versprach dem Schulzen, wenn er noch eine Viertelstunde fortginge, so solle er soviel von der Salzwedeler Stadtheide haben, als er in dieser Zeit umlaufen könne. Das war der Schulze auch wohl zufrieden, lief eilends davon und brachte sich so ein tüchtiges Stück vom Walde zu. Aber als nun die Zeit um war und er zurückkehrte, war's dem Markgrafen noch zu früh, darum überredete er den Schulzen, noch einmal fortzugehen, indem er ihm versprach, ihm auch das Stück der Forst noch zu schenken, was er in der zweiten Viertelstunde umlaufen würde. So ist denn ein großer Theil der Salzwedeler Stadtforst an den Briezer Schulzenhof gekommen und gehört bis auf den heutigen Tag dazu.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 36-37.
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