77. Die weiße Frau zu Lehnin.
Riedel a.a.O. S. 191.

[78] In den Ruinen der Klosterkirche zu Lehnin sieht man oft die weiße Frau um Mitternacht umherwandeln;[78] bald ist sie allein, bald erscheint sie am Arme eines Mönches, oft zeigt sie sich gar nicht, und doch bemerkt man leicht ihre Anwesenheit am Orte durch allerhand kleine Unfälle in der Wirthschaft, zum Beispiel dadurch, daß das Bier sauer wird und dergleichen mehr. Sie war ein benachbartes Edelfräulein und liebte einen Mönch, aber für diese Sünde hat sie nun keine Ruhe im Grabe und muß jede Minute ihres verbotenen Genusses durch jahrelange Reue erkaufen und an der Stätte ihrer Vergehungen abbüßen; doch soll sie seit einiger Zeit nicht mehr erschienen sein und so vielleicht endlich die himmlische Ruhe gefunden haben.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 78-79.
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