231. Das vermauerte Thor.
Mündlich.

[246] Wenn man von Zellin nach Mohrin hinein geht, so stößt grade auf die Straße zu ein hoher Thurm, unter dem ehmals das Thor befindlich war, jetzt ist es aber daneben, wo man eine kleinere Pforte durchgebrochen. Das kam aber so:

Vor Zeiten war einmal ein Spitzbube, der sah dem König sehr ähnlich, und hatte ihm auch seinen Siegelring und Scepter gestohlen, und zeigte sich nun aller Wegen, sagend, er sei der König selber. Der war auch grade verreiset und alle Welt glaubte dem Betrüger eine Zeit lang; doch endlich kam heraus, wer er sei, und er wurde nun fortgejagt; das Thor aber, zu dem er eingezogen, ward von Stund an vermauert, damit kein ehrlicher Mann mehr hindurchzugehn brauche.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 246-247.
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