223. Bischof Wepelitz.
Mündlich.

[238] In der Mitte des Havelberger Doms sieht man einen marmornen Sarkophag und auf demselben die Gestalt eines Bischofs, zu dessen Füßen eine zusammengekauerte Thiergestalt liegt. Man erzählt, dieser Bischof sei der bekannte Wepelitz oder Wopelisse gewesen, der gar viel für die Verschönerung der Stadt und des Doms gethan habe, auch besonders den Hochaltar mit den zwei Leuchtern geschmückt habe, an deren jedem sich zwei Figuren befinden, und zwar sind es zwei männliche und zwei weibliche; jene beiden sollen die seines Kochs und Kellermeisters, diese die seiner beiden liebsten Hofdamen (!) sein. Dieser Bischof hat auch das Vorwerk Wepelitz angelegt und sich gern dort aufgehalten; da geschah es einst, daß er sich zum Schlummer im dortigen Gebüsch hinlegte, als plötzlich ein Lindwurm daherstürzte, und ihn[238] in den Kopf stach, worauf er seinen Geist aufgeben mußte. Dieses Ungethüm hat man daher an dem Bilde im Dom zu seinen Füßen abgebildet, und an seinem Kopfe gewahrt man auch das von dem Stiche des Thieres herrührende Loch.

Bischof Wepelitz soll auch die nach dem Vorwerk seines Namens führende Eichenallee angelegt haben, welche den Namen der Brautallee führt. Diesen soll sie daher haben, daß er verordnete, jede Braut solle, ehe sie zum Altare ginge, dort eine Eiche pflanzen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 238-239.
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