225. Kurt von Bassewitz.
Mündlich.

[239] Riedel: Codex Diplomaticus Brandenb. Th. II. S. 363.


Die Stadt Kyritz hat vor alten Zeiten vielfache Fehden mit den Rittern der benachbarten Lande gehabt, und so geschah es auch einmal, daß sie mit dem Mecklenburgischen Ritter Kurt von Bassewitz in Streit lag, der im[239] J. 1411 heranzog und sie hart belagerte. Die Kyritzer vertheidigten sich aber tapfer, und so konnte er ihnen nichts anhaben, weshalb er sann, wie er die Stadt mit List nähme. Er ließ deshalb einen unterirdischen Gang graben, durch welchen er in die Stadt eindringen wollte. Nun geschah es aber, daß die Kyritzer damals einen schweren Verbrecher im Thurm sitzen hatten, der hörte das Wühlen und Klopfen unter der Erde, und da er von der Belagerung wußte, ließ er dem Bürgermeister melden, daß er ihm wichtige Entdeckungen machen wolle, wenn man ihm das Leben schenke. Das ward ihm zugestanden, und nun erzählte er, was er gehört hatte. Nun verfolgte man den Gang der unterirdischen Arbeit, ließ die ganze Bürgerschaft sich bereit halten, und nicht lange währte es, so kam Bassewitz plötzlich auf dem Markte aus der Erde hervor. Nach einigen soll er hier durch heißen Brei, den man ihm auf den Kopf stürzte, wehrlos gemacht sein, nach andern nach hartem Kampfe gefangen und nachher mit seinem eigenen Schwerte enthauptet worden sein. Das Schwert nebst dem Panzer des Ritters wird noch auf dem Rathhause aufbewahrt; zum Andenken an die Befreiung der Stadt aus dieser Noth feiert man aber noch alljährlich das Bassewitzfest am Montage nach Invocavit mit zweimaligem Gottesdienst und Gabenvertheilung unter die Armen und Schulkinder. Bei dieser Gelegenheit war es früher Sitte, daß der Bürgermeister mit einem Messer einen Schnitt in das Kriegskleid des Ritters thun mußte, weshalb von diesem fast nichts mehr übrig geblieben ist.


Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 239-240.
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