197. Die Linde auf dem Kirchhofe zu Angermünde.
Märkische Forschungen Bd. I. S. 291-93.

[211] An der Nordseite der Hauptkirche zu Angermünde befindet sich eine alte große Linde, die im Umfange unten am Stamm 21 Fuß hat, und sonst ihren Wipfel hoch über das Kirchendach erhob, jetzt aber vom Blitz gespalten und von vielen Stürmen so mitgenommen ist, daß sie kaum noch 30 Fuß Höhe hat. Diese soll der Markgraf Johann I. gepflanzt haben, um auch von außen die Stelle des großen Schatzes zu bezeichnen, den er in einem an dieser Seite der Kirche befindlichen Gewölbe hatte einmauern lassen. Zum Hüter desselben hatte er seinen getreuen Rath Johann von Buch eingesetzt,[211] dem er befahl, ihn nur in der äußersten Noth seinem Sohne, dem Markgrafen Otto mit dem Pfeile, auszuhändigen. Als diese nun erschien, der Markgraf nämlich in einer Fehde mit dem Erzbischof von Magdeburg gefangen wurde und dieser ein Lösegeld von 2000 Mark Silbers forderte, wurde der Schatz gehoben und der Markgraf ausgelöst. Der große Kasten aber, in dem das Geld aufbewahrt gewesen, befindet sich noch an seiner alten Stelle in dem Gewölbe der Kirche, wo man ihn noch sehen kann.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 211-212.
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