203. Der Teufelsdamm bei Galenbeck.
Mündlich.

[216] Etwa zwei Meilen nördlich von Straßburg liegt an der äußersten Spitze der Ukermark der Galenbecker See; in diesen zieht sich eine ganze Strecke ein Damm hinein, und bei niedrigem Wasser tauchen noch ein Paar Stücke Land wie Inseln aus dem See hervor, die gleichsam die Fortsetzung des Dammes bilden. Von diesem erzählt man sich Folgendes:[216]

Der Hirt des Dorfes mußte vor alter Zeit seine Kühe immer jenseit des Sees weiden, und da blieb ihm denn nichts weiter übrig, als sie um denselben herum zu treiben. Das verdroß ihn, und als er sich mal wieder so recht darüber ärgerte, kam plötzlich der Teufel zu ihm, welcher ihm versprach, noch vor dem ersten Hahnenruf des folgenden Tages einen Damm durch den See zu bauen, auf dem er seine Kühe bequem zum andern Ufer hinübertreiben könne, doch müsse er ihm dafür seine Seele verschreiben. Das ging denn auch der Hirt in seinem Unmuth ein, und der Teufel machte sich sogleich ans Werk, und war, als es gegen Morgen kam, mit dem Damme fast fertig; da wurde denn doch dem Hirten angst und er lief in den Hühnerstall, wo er so lärmte, daß der Hahn zu krähen begann. Eben kam der Teufel grade über den See herüber und hatte die ganze Schürze voll Erde, um den Damm damit zu vollenden, da hörte er den Hahnenruf, ließ ärgerlich die Erde mitten in den See fallen und flog, ohne seine Arbeit zu vollenden, davon. Und so unbeendigt ist denn der Damm bis jetzt geblieben.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 216-217.
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