205. Bärens Kirchhof bei Grimnitz.
Beckmann Geschichte d.M.B. Th. III. K. III. S. 782.
Mündlich.

[218] In der Grimnitzer Forst liegt nicht weit von dem alten Jagdschlosse in der Haide ein Platz, der heißt »Bärens Kirchhof« und soll seinen Namen von einem Förster Bärens haben, der dort begraben liegt. Es sollte in der Grimnitzer Forst nämlich einmal eine große Schweinsjagd gehalten werden, und der damalige Haidereuter, Namens Bärens, begab sich deshalb drei Tage vorher an den Ort, den der Kurfürst umstellen lassen, um die Schweine zu körnen und zu beobachten. Wie er sich nun hier befand, hörte er nach 12 Uhr des Nachts eine Stimme aus einem nahe gelegenen Bruche, welche fragte: »Ist der Stumpfschwanz (oder auch der Stroppschwanz) da, der den Förster Bärens zu Tode bringen soll?« Diese Stimme hörte er in der folgenden Nacht wieder, und erzählte alles dem Kurfürsten, dem er jedoch[218] zu gleicher Zeit seine Vermuthung äußerte, daß es Hofbedienten sein möchten, die ihn furchtsam machen wollten. Der Kurfürst befahl ihm darauf, niemandem etwas zu sagen, auch die folgende Nacht zu Hause zu bleiben; statt seiner mußte aber der Büchsenspänner des Kurfürsten an der gedachten Stelle wachen und die Schweine körnen, und dieser hörte dieselbe Stimme. Am folgenden Tage ging nun die Jagd vor sich, und der Haidereuter mußte zu Hause bleiben; als aber alles geendigt war, ritt er hinaus und wurde wirklich unter den getödteten Sauen eines Stumpfschwanzes gewahr, den man eben auf einen Wagen zu laden im Begriff war. Da trat er hinzu und sagte: »Du sollst mir das Leben nehmen, und bist eher todt als ich?« hielt auch, als die Bauern beschäftigt waren, die andre Wagenleiter vorzuschieben, das Schwein während der Zeit, damit es nicht herunterfalle; aber weiß der Himmel wie's kam! der Kopf des Schweines fiel plötzlich herunter und schlitzte dem Haidereuter mit seinen Hauern den Leib auf, so daß er nach wenigen Augenblicken, nachdem er sich noch einige Mal vor Schmerz im Kreise herumgeschleppt hatte, seinen Geist aufgab. Darauf hat man ihn an dieser Stelle begraben, und an jedem Punkte, wo er im letzten Todeskampfe niedergesunken, einen Stein gesetzt, welche nun einen förmlichen Kreis bilden. Diese Stelle heißt bis auf den heutigen Tag Bärens Kirchhof, kein Mensch aber weiß zu sagen, zu welcher Zeit und unter welchem Kurfürsten dieser Bärens gelebt hat.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 218-219.
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