1.

[104] Margrete, Schönste der Schönen du,

Die jemals mein Sinn begehrt,

Warum hast du mit kaltem Blick

Mein heißes Herz empört?


Was blickt dein Auge so kalt und stolz,

Wenn meins dir Liebe droht,

Was bleibt dein Herz so winterlich,

Wenn mein Herz kocht und loht?
[104]

Ich habe nicht Gott noch Menschen gescheut,

Mir hat schon als Kind nicht gegraut,

Doch Angst umkrallt mein freies Herz,

Wenn du mich angeschaut.


Du hast mich gebunden, zum Sklaven gemacht,

Die Seele und auch den Leib –

Doch hüt' dich, Margret, daß der Strick nicht zerreißt,

Margrete, du bist nur ein Weib!

Quelle:
Hermann Löns: Sämtliche Werke, Band 1, Leipzig 1924, S. 104-105.
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