96. Jungfrauen-Kinder zu Sparta.

[504] Die Lacedämonier (sonst Spartaner genannt) führeten schwere und langwierige Kriege mit[504] denen von Athen; In welchem Streit der Spartaner Mannschafft und junge Bursch meist war aufgegangen / also / daß wenig übergeblieben. Da hat der Rath der Stadt durch einen öffentlichen Ausruff den Jungfrauen vergönnet /sie möchten ihnen ausersehen / was sie für Männer wolten / und so viel sie wolten / und bey denselben heimlich schlaffen / auf daß der Mangel und der Schade wieder ersetzt würde. Solches ist auch geschehen /und ist in kurtzer Frist / eine ziemliche Anzahl hübscher Jünglinge daraus entsprossen / welche dann im Kriege sich wol und Männlich gehalten. Nachdem aber der Krieg zu Ende gebracht / und diese junge Bursch vernommen / daß sie von ungewissen Vätern gebohren / Hurenkinder und Jungfrauen-Söhne wären / (darum man sie auch Parthenios geheissen) ist ihnen diese Schande und böser Nahmen (ob die Schuld wohl nicht bey ihnen) sehr zu Hertzen gegangen / und haben in ihrem Vaterland nicht länger bleiben wollen / sondern sich vereiniget / in fremd weit abgelegene Oerter zu ziehen / da sie jedermänniglich unbekant. Hierauf ist von ihnen einer mit Nahmen Phalentes zum Führer erwehlet und angenommen worden / der mit ihnen geschiffet biß gen Tarento in Calabrien /allda sie diß Städtlein eingenommen / es vergrössert /in guten Flor gebracht / und endlich daselbst mit grosser Macht und Ansehen geherrschet. Diß wird erzehlet von Servio im 3. Buch Æneid.


1. Heydnische Leute machen Heydnische Gesetz. 2. Ein Weibsbild ist eine schwache Creatur / läßt sich bald zum Bösen überreden: Ist nöthig / daß man sie davon abmahne. 3. Je ärger Hurenkind / je besser Glück.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 504-505.
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