91. Dreyerley Täntze bey den Spartanern.

[159] In der Stadt Sparta / (welche auch Lacedåmon genannt wird /) war der Gebrauch / daß auf gewisse Zeiten Täntze mit grosser Solennitär gehalten wurden. Voran tantzeten die Alten / und sungen zugleich mit diese Worte: Wir seynd gewesen / was ihr jetzt seyd. Darnach folgten die jungen starcken Männer / mit dieser Stimme: Wir seynd / was wir seyn sollen / wer daran zweifelt / der versuche es. Zuletzt tantzten die jungen Knaben / und sungen; Was ihr andern seyd /das[159] wollen wir werden. Hiemit haben diese weise Leute anzeigen wollen / daß alte Leute den besten Theil ihres Lebens verlohren haben / und wol sagen können aus dem Virgilio mit Ænea: Fuimus Troës, sie dienen nirgend zu / als zu beten und guten Rath zu geben. Den Männern aber / die zu ihren besten Jahren kommen / gebühret zu arbeiten / und sich ritterlich zu halten. Endlich der jungen Jugend gantzes Wesen bestehet darinn / daß sie sich befleißigen / damit sie dermaleins treffliche Männer / und weise Alten werden mögen.


Du zarte edle Jugend / erlerne Kunst und Tugend.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 159-160.
Lizenz:
Kategorien: