17. [779] Julii Cæsaris Leutseligkeit gegen seine Feinde.

Quintus Hirtius im vierdten Buch seiner Historien erzehlet / daß der großmächtigste Römische Käyser Julius Cæsar, nachdem er eine siegreiche Schlacht erhalten / des nechstfolgenden Tages / durch sein gantzes Krieges-Heer ausruffen lassen / daß der Tag sey ein Tag der Versöhnung und Vergebung / es wolle der Käyser aller Beleidigung und ihm angethaner Schmach und Injurie vergessen / von aufrichtigem Hertzen der Feinde schonen / und sie in die Zahl der Freunde annehmen. Wie dieß unter dem gantzem Kriegs-Heer erschollen / ist einer von den edelsten und tapffersten Soldaten herfür getreten / und hat den Käyser folgender Gestalt angeredet: O Käyser / ich habe allzeit ein Heroisches Gemüth an dir gespüret /ich habe mich offtmahls hochverwundert über deinen Ruhm und Ansehen: Aber heute bin ich gantz erstarret und bestürtzet.[779] Dann indem du allen deinen Feinden vergiebest / womit sie dich beleidiget haben / und sie in die Zahl deiner Freunde auf- und annimmst / erlangest du hierdurch grössere Ehre / als du mit und durch die gestrige siegreiche Victorie erhalten und zuwege gebracht hast.


Recht saget Aristoteles lib. 3. Ethic. cap. 8. Viri magnamini et injurias magno animo ferre. Daher haben die Lacedamonier sonderbare Opffer angeordnet / damit sie ihre Götter anbeten um die Gnade / den Feinden zu vergeben / und das Unrecht zu vergessen / dann sie dafür hielten / daß ein Nachgieriger nichts ruhmwürdiges könne verrichten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 779-780.
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