3. [515] Dioxippus ein nacketer Fechter kämpffet mit einem gewaffneten Macedonier.

Der grosse Alexander hatte an seinem Hofe zwey geübte Fechter / deren der eine hieß Corthagus, oder /wie ihn Curtius im 9. Buch nennet / Horatas, ein Macedonischer vom Adel / der ander Dioxippus ein gemeiner Fechter von Athen bürtig. Diese beyde konten sich nicht wol mit einander vertragen / forderten derwegen einander auf Verwilligung des Königs[515] zum Kampff aus: Horatas kam mit Harnisch und Waffen zierlich angethan auf den Platz / dem begegnete Dioxippus gantz nackend / mit Oele über den gantzen Leib beschmieret / nichts / als eine höltzerne Keile in der Hand habend. Die Macedonier hiengen dem Horatas an / dem Dioxippo aber die andere Griechen. Der Kampff gieng an / und ward Horatas vom Dioxippo überwunden / welcher ihn seiner Waffen beraubte / zur Erden schlug / auch mit der Keile erschlagen hätte / wann nicht der König ihm zugeruffen hätte / daß er sein schonen solte. Aber so wol der König /als auch die übrige Macedonier mißgönneten dem Dioxippo die Ehre / hasseten ihn wegen dieser Tapfferkeit / und trachteten darnach / wie sie ihm möchten einen Schimpff beweisen / und die erlangte Ehre wieder abschneiden: Darauf raubeten etliche heimlich einen güldenen Becher von des Königs Tische / und überredeten den König / Dioxippus hätte ihn gestohlen: Welches ihnen Alexander leichtlich glaubete /und den Dioxippum vor einen Dieb erklärete: Diesem aber that solche Schmach so wehe / daß er sich selbsten umbrachte.


Da heists: Invidia virtutem, ut umbra corpus sequitur. Der Neid folget der Tugend / wie der Schatten dem Leibe / auf dem Fusse nach.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 515-516.
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