In der Wüste

[19] Ists nicht eitel und vergebens,

Lieben Freunde, saget an!

Durch den Wüstensand des Lebens

Sich zu wühlen eine Bahn?


Streut auch unser Fuß im Staube

Spuren aus von seinem Lauf,

Gleich, wie Geier nach dem Raube,

Kommt ein Sturm und frißt sie auf.


Einsam und in Karawanen

Treibt es nach dem Land der Ruh,

Und es flattern tausend Fahnen

Hier und dort der Ferne zu.


Wir auch wandern vielverbündet

Nach der Rätselferne aus;

Doch der Strahl der Wüste zündet

Sehnsucht nach dem kühlen Haus;[19]


Zündet heißer stets das Sehnen

In die Gruft aus diesem Land,

Wo, nie satt, nach unsern Tränen

Lechzt herauf der dürre Sand.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 19-20.
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