1.

[111] Nacht umschweigt mein Krankenlager;

An der morschen Diele nur

Reget sich der kleine Nager,

Und es pickt die Pendeluhr,

Die eintönig mich bedeutet,

Wie das Leben weiter schreitet.


Über trübe, heitre Stellen

Schreitets unaufhaltsam hin,[111]

Wie des Stromes rasche Wellen

Blum und Dorn vorüberziehn.

Immer senkt die Bahn sich jäher,

Kommt der Schritt dem Tode näher.


Mir auch senkt sie sich, und schaurig

Weht es aus der Niederung;

Und, noch Jüngling, hör ich traurig,

Wie aus banger Dämmerung

Meines Herzens matten Schlägen

Rauscht die Todesflut entgegen.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 111-112.
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