Zögerung

[114] Beschritten schon von seinem Reiter,

Rafft auf der Weide noch das Roß

Die letzten Halme, will nicht weiter,

Bis ihm der Sporen scharfer Stoß[114]

Gewaltig in die Seiten dringt

Und es im Sturm von dannen zwingt.


Und fühlt der Mensch mit bleichem Beben

Den Tod ihm sitzen am Genick,

So klammert sich sein Fuß ans Leben,

Er bettelt um den Augenblick,

Bis rauh der Tod die Geißel schwingt

Und ihn mit Macht von dannen zwingt.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 114-115.
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