König und Dichter

[443] Stolz flammt ein König dort auf erhabnem Thron,

Befehl den Völkern winkt in die Fernen er,

Denn scheu vor ihm zurück stets weiter

Weichen die Grenzen des Reichs, und weiter.


Zum nahen Flug jetzt lüftet der schnelle Tod

Den Fittig, und – was flammte, das glimmt nur mehr:

Er rauscht heran – sein starker Flügel

Fächelt vom Throne herab die Asche. –[443]


Dort singt ein Sänger hohe Begeisterung:

Die Welle horcht, Wald, Täler und Berge, selbst

Die Götter horchen, seliger, und

Sehnen vom hohen Olymp herab sich. –


Du winkst, o Tod; – er schweigt: der erstarrten Hand

Entsinkt die Leier; doch im Triumphe führt

Die Ewigkeit sein Lied davon, das

Zürnend die Stärkere dir entrissen.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 443-444.
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