An einen Dichter

[482] Dir gab ein Gott die Dichtergabe,

Als Nachen ist der Ruhm bereit,

Mit dir zum Strand Unsterblichkeit

Zu tanzen überm Wellengrabe;


Doch mußt du einsam ihn beschreiten,

Der Mut allein sei dein Gespan!

Die Fähre trägt nur einen Mann,

Soll sie mit dir todüber gleiten.


Du siehst das Ufer lockend winken;

Nimmst du, zu trotzen der Gefahr,

Von Ruderknechten eine Schar,

So müßt ihr allesamt versinken.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 482-483.
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