Das Dilemma

[211] Er streckt dir sein Dilemma stracks entgegen;

Ists eine Gabel, logisch mich zu spießen?

Sinds Arme zwei, die Wahrheit einzuschließen? –

So zweifelst du, verschüchtert und verlegen.


Mich aber mahnt der Zweizack dieses Weisen

An eine Fahrt auf mondbestrahlten Bahnen;

Ein Fuhrwerk wars, wie bei den Altgermanen

Ein schlichter König pflegt' umherzureisen.


Sacht ging es fort auf heugewohntem Wagen,

Der Bauer ließ die Ochsen langsam schreiten;

Die Nacht ist schön, und durch die Seele gleiten

Die Bilder mit idyllischem Behagen.[211]


Ha! zwischen des Gespannes Hörnern leuchtet

Das Horn des Mondes, scheinbar eingefangen,

Wie zwischen des Dilemmas beiden Stangen

Ein Himmelslicht dir eingeschlossen deuchtet.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 211-212.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Faust: Ein Gedicht
Gedichte
Die schönsten Gedichte
Gedichte (insel taschenbuch)
Die schönsten Liebesgedichte (insel taschenbuch)