Dreizehnte Szene

[163] In Naumburg.

Graf Camäleon. Zierau.


GRAF. Ich möchte das artige junge Weib gern aus ihrer Melancholei heraustanzen. Ihr Vater soll ein artiges Landhaus hier in der Nähe haben, könnten wir wohl da Platz für ein zwanzig, dreißig Personen –

ZIERAU. Lassen Sie mich nur dafür sorgen. Obschon mein[163] Vater nicht zu Hause ist – ich werd es bei ihm zu verantworten wissen.

GRAF. Was könnte der Spaß kosten?

ZIERAU. Geben Sie mir vor der Hand ein zwanzig, dreißig Dukaten in die Hand, ich will sehen, wie weit ich mit komme. Es kommt oft viel darauf an, wie man die erste Einrichtung macht –

GRAF. Es kommt hier hauptsächlich auf Geschmack an, und ich weiß, den haben Sie. An den Kosten brauchen Sie mir nichts zu sparen. Wie weit ist's von hier?

ZIERAU. Eine gute Stunde.

GRAF. Desto besser, ich säh gern, daß wir einige Tage drauß blieben. Hätten Sie Betten im Notfall?

ZIERAU. Ich kann schon welche bereit halten lassen.

GRAF. Ich möcht überhaupt die Gelegenheit besehen. Wollen wir eine Spazierfahrt hinaustun? Gustav! – Johann! wollt ich sagen, ist Gustav noch nicht zurück? Spannt mir das Cabriolet an, ich will ausfahren mit dem Herrn da.

ZIERAU. Ich will gleich vorher gehn und Anstalten machen, daß die gehörige Provisionen an feinen Weinen und an Punsch, Arrak, Zitronen – die Dames lieben das, wenn sie getanzt haben.

GRAF. Können Sie guten Punsch machen? und stark, sonst lohnt's nicht.

ZIERAU. Ich weiß nichts Reizenders als eine Dame mit einem kleinen Räuschchen. Sollen auch Masken ausgeteilt werden?

GRAF. O ja, wer will – das war ein guter Einfall – ich will selbst en Masque erscheinen – recht so, es soll niemand ohne Maske heraufgelassen werden – und ein bequem Zimmer zum Umkleiden haben Sie doch? wir wollen alles besehen.[164]

Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Werke und Schriften. Band 2, Stuttgart 1965–1966, S. 163-165.
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