Siebente Szene

[155] Auf der Landstraße von Dresden.

Donna Diana, Babet, fahren in der Kutsche. Gustav begegnet ihnen reitend.


DONNA aus der Kutsche. Halt, wo willt du hin?

GUSTAV fällt vom Pferde. Gnädige Frau!

DONNA. Nun bin ich gerochen. Der Junge hat Gewissen. Springt aus dem Wagen. Wohin? Faßt ihn an. den Augenblick gesteh mir's.

GUSTAV zitternd. Nach Dresden.

DONNA. Hinein in die Kutsch mit dir, und dein Pferd mag nach Dresden laufen. Was hast du dort zu bestellen gehabt?

GUSTAV. Ich weiß nicht mehr.

DONNA. Gesteh!

GUSTAV. Zusehen, ob der Prinz Tandi dort sei.

DONNA. Mag dein Pferd zusehn. Faßt ihn untern Arm. In die Kutsche mit dir! sei getrost Junge! es soll dir nichts Leids widerfahren. Du bist mir zu elend, Kreatur! als daß ich mich an dir rächen könnte. Aber hier gesteh mir nur, hat dein Herr Anteil an meiner Ermordung gehabt?

GUSTAV. Gnädige Frau!

DONNA. Wurm, krümme dich nicht, oder ich zertret dich, hat dein Herr Anteil an meiner Ermordung gehabt?

GUSTAV. Ich will Ihnen alles erzählen.

DONNA. So auf denn, in die Kutsche, du sollst das Vergnügen haben mit mir zu fahren. Sei ohne Furcht, wir wollen die besten Freunde von der Welt werden, denn was der Graf dir gibt, kann ich dir auch geben. Steigen in die Kutsche. Fahrt zu![155]


Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Werke und Schriften. Band 2, Stuttgart 1965–1966, S. 155-156.
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