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[198] Herr Schnuppen, ein sauböser Gast,

Der jedermänniglich zur Last,

Und doch dabei impertinent

Wie auf dem Wirthshaus ein Student,

Den Mann bei dem er sich logiert

Als wie ein Hackbrett tribulirt,

Und hält er dann die Mittagsruh

Ihm stopfet Nas' und Ohren zu:

Der kehrte sonst bei Mägdelein

Und Jungferndienern höchstens ein,

Wo er im Köpfchen den Verstand

Gemeinhin delogiret fand.

Doch ward ihm in der Leere bang,

Und öfters Zeit und Weile lang;

Drum schnell er sich einst resolvirt

Weil einen Teufelsgelüst er spürt

Zu seyn in ein vergöttert Haupt[198]

Auf vierzehn Tage eingeschraubt,

Zu sehn wies ihm zu Muthe sey

Dort in der großen Weltgeisterei.

Für einen Tag, wiewohls nicht fein,

Der Spaß ihm hin möcht gangen seyn,

Doch vierzehn Tag ist gar zu frech

Für einen dummen Herrn von Pech

Zu sitzen und zu halten Schmauß,

Als wär er hier der Herr vom Haus.

Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Gedichte, Berlin 1891, S. 198-199.
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