Funfzehnter Auftritt


[704] Werner. Franziska.


FRANZISKA vor sich. Ja gewiß, es ist ein gar zu guter Mann! – So einer kömmt mir nicht wieder vor. – Es muß heraus! Schüchtern und verschämt sich Wernern nähernd. Herr Wachtmeister! –

WERNER der sich die Augen wischt. Nu? –

FRANZISKA. Herr Wachtmeister –

WERNER. Was will Sie denn, Frauenzimmerchen?

FRANZISKA. Seh Er mich einmal an, Herr Wachtmeister. –

WERNER. Ich kann noch nicht; ich weiß nicht, was mir in die Augen gekommen.

FRANZISKA. So seh Er mich doch an!

WERNER. Ich fürchte, ich habe Sie schon zu viel angesehen, Frauenzimmerchen! – Nun, da seh ich Sie ja! Was gibts denn?

FRANZISKA. Herr Wachtmeister – – braucht Er keine Frau Wachtmeisterin?

WERNER. Ist das Ihr Ernst, Frauenzimmerchen?

FRANZISKA. Mein völliger!

WERNER. Zöge Sie wohl auch mit nach Persien?

FRANZISKA. Wohin Er will!

WERNER. Gewiß? – Holla! Herr Major! nicht groß getan! Nun habe ich wenigstens ein eben so gutes Mädchen, und einen eben so redlichen Freund, als Sie! – Geb Sie mir Ihre Hand, Frauenzimmerchen! Topp! – Über zehn Jahr ist Sie Frau Generalin, oder Witwe!


Ende der Minna von Barnhelm, oder des Soldatenglücks.


Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 704.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück
Minna von Barnhelm, oder das Soldatenglück: Ein Lustspiel in fünf Aufzügen
Klassische Schullektüre: Klassische Schullektüre, Minna von Barnhelm oder Das Soldatenglück. Text und Materialien
Minna von Barnhelm, oder Das Soldatenglück: Ein Lustspiel in fünf Aufzügen (Suhrkamp BasisBibliothek)
Minna von Barnhelm oder das Soldatenglück