III. Der Löwe und der Hase

[232] Aelianus de natura animalium libr. I. cap. 38. Ορρώδει ό ελεφας κεραστην κριον και χοιρου βοην. Idem lib. III cap. 31. Αλεκτρυονα φοβειται ό λεων


Ein Löwe würdigte einen drolligten Hasen seiner nähern Bekanntschaft. Aber ist es denn wahr, fragte ihn einst der Hase, daß euch Löwen ein elender krähender Hahn so leicht verjagen kann?

Allerdings ist es wahr, antwortete der Löwe; und es ist eine allgemeine Anmerkung, daß wir große Tiere durchgängig eine gewisse kleine Schwachheit an uns haben. So wirst du, zum Exempel, von dem Elefanten gehört haben, daß ihm das Grunzen eines Schweins Schauder und Entsetzen erwecket. –

Wahrhaftig? unterbrach ihn der Hase. Ja, nun begreif ich auch, warum wir Hasen uns so entsetzlich vor den Hunden fürchten.

Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 232.
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