8.

An einen guten Freund

[208] Es bleibt noch immer so, daß unser beyder Glücke,

O Freund, geschwistert ist. Deß Bettes kalte Lücke,

Wozu mich vor und dich hernach deß Himmels Satz

Um Schuld verurtelt hat, ist ein ergäntzter Platz

Bey mir zuvor, bey dir hernach. Was noch nicht gleiche,

Das darff drey Viertel-Jahr, biß daß es diß erreiche,

Worinnen ich geh vor. Der ersten Liebe Pfand

Küst dir noch deines, mir noch meines Theils die Hand;

Da sind wir wieder gleich. Mich dünckt, ich sehe schone

Bey dir, und wüntsche so, vom süssen Namen Sohne

Ein kürmelnd Exemplar, darinnen dieses steht,

Daß dessen, der es hat, sein Namen nicht vergeht;

Dann sind wir wieder gleich. Wil mehres was beschlissen

Das obre Regiment, das gleichlich zu genissen

Uns beyden stehe für: o Gott, so gib uns Theil

Am Friede dieser Welt und an deß Himmels Heil!

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 208.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)