|
[247] Treue Fürstin, unsrer Welt
Ist auffs neue zugestellt
Von der Sonn ein edler Ring,
Wie sie iedes Jahr empfing.
Ach! es wolle diesem Ringe
Seyn verpflichtet diß Gedinge:
Daß er steh zu sichrem Pfande
Eurem Glück und Segens-Stande,
So wie Ihr, Ihr Fürsten-Gold,
Haupt und Gliedern Heil und Hold
Gabt durch den Vermählungs-Ring,
Den mein Printz von Euch empfing!
Krieg, weich ab und neme Scheue
Für deß Friedens fromer Treue![247]
Böse Tück und Triegligkeiten
Lauffen für den Redligheiten!
Altes Arg sterb alles hin,
Neues Wol blieb immer grün!
Altes Unrecht, alter Drang,
Geh zur Hölle schnellsten Gang!
Heldin, Euren tapffren Sinnen
Fehle nimmer kein Beginnen!
Eurem Willen müsse lachen,
Was sich sonst pflegt ernst zu machen!
Eurem schaffen müsse stehn,
Was von dannen sonst wil gehn!
Eurem wincken kumme her,
Was sonst blieben sonst wo wär!
Ach, daß Eure reine Schöne
Keine Schwachheit nie verhöhne!
Daß stets Eure Liebligkeiten
Opffer nemen von den Zeiten!
Daß stets Eure Frömigkeit
Sey ein Gifft für Haß und Neid!
Daß der ungefälschte Mut
Sey für List und Vorthel gut!
Was Euch sonsten ist bescheiden
Von dem Himmel, müsse neiden
Ieder, der auß schwartzer Tücke
Nagt deß andren redlich Glücke.
Frölich mussen drüber seyn,
Die sich liessen schreiben ein
In den Biedermannes Bund,
Da kein Dupelman nie stund!
Lange, lange müssen laben
Meinen Herrscher Eure Gaben!
Lange, lange müst ihr leben,
Diese Gaben außzugeben,
So daß die gepaarte Treu
Immer bleibe frisch und neu!
Biß Piastus alter Baum
Wieder kumm in ersten Raum,[248]
Daß er mit gevielten Zweigen
Müge biß zun Sternen steigen,
Daß er unser Land bebreite
Mit deß Schatens grüner Weite,
Daß der lechzend Unterthan
Drunter sich erfrischen kan,
Daß er kan von seiner Frucht
Niessen, was er darff und sucht!
Ich, so ich mich darff vermessen,
Meiner selbst nicht zu vergessen,
Wüntsche mir zu meinem Theile:
Daß mir ietzt und alle weile
Meine Herrschafft traue zu,
Daß ich nimmer spar und ruh,
Ohne Ruhm und ohne Schein
Treuer Unterthan zu seyn.
Ausgewählte Ausgaben von
Sinngedichte
|
Buchempfehlung
In Paris ergötzt sich am 14. Juli 1789 ein adeliges Publikum an einer primitiven Schaupielinszenierung, die ihm suggeriert, »unter dem gefährlichsten Gesindel von Paris zu sitzen«. Als der reale Aufruhr der Revolution die Straßen von Paris erfasst, verschwimmen die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit. Für Schnitzler ungewöhnlich montiert der Autor im »grünen Kakadu« die Ebenen von Illusion und Wiklichkeit vor einer historischen Kulisse.
38 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.
430 Seiten, 19.80 Euro