7.

Auff eines guten Freundes Hochzeit

[347] Wann Propheten Gottes Willen seinem Volcke sagten an,

Hingen sie gemein ein Zeichen und ein sondres Merckmal dran,

Welches offt für läppisch Ding von den sichren ward geschätzet,

Aber Gottes weisen Rath endlich klar an Tag gesetzet.

Werther Freund und Gottes-Diener, da der HERR noch hegte Zorn,

Da uns biß auffs Blut noch riete manch vergiffter Krieges-Sporn,

Da ihr sagtet, was Gott hieß, da ihr wieset, wie Gott dräute,

Uns zu werffen gar in Staub, weil niemand die Schläge scheute,

Da war dieses euer Zeichen: Euer eigen Augen-Lust

Hat, weil so der HERR befohle, zum Exempel fort gemust.

Aber nun da Gottes Hertz durch sich selbsten ist erweichet,

Da uns seine Vater-Hand wieder Brot, nicht Steine reichet,

Da der weisse Friedens-Ritter schlug die rothe Frevler-Schaar,

Da nun Leben, Stand und Habe letzlich wieder unser war,

So erhebt ihr Gottes Güt und bereitet die Gemüter,

Daß mit Buß und rechtem Sinn sie gebrauchen Friedens-Güter;

Diesem nach ist diß das Zeichen: Das nach Gottes Will und Wust

Euch in gleichem wird ersetzet, was Gott nam an Augen-Lust.

Gott bleibt Gott! man wird die Welt gar in neuem Baue sehen,

Wann man bey der letzten Brunst meinen wird, es sey geschehen.[347]

Gott bleibt Gott! wann ihm gefället, ruffet er dem Würge-Schwerdt,

Schafft ihm auch nach seinem Willen, daß es in die Scheide kehrt.

Gott bleibt Gott! er leitet ab und hat Menschen weg genummen;

Gott bleibt Gott! er weiset an und läst Menschen wieder kummen;

Gott bleibt Gott! nimmt weg Rosinen, und Rosinen gibt er her;

Wittwer wieder zu beweiben, ist ihm desto minder schwer.

Gott, bey dem die beste Lust, mit den Menschen-Kindern spielen,

Macht es immer so mit uns, daß wir süß auff sauer fühlen.

Herr und Freund, ihr must es zeugen, wie sich Gott mit euch ergetzt,

Euch nach vieler Angst und Trauren nun in Fried und Freude setzt.

Nun, Herr Bräutgam, dessen Heil ist ein Theil von meiner Freude,

Seyd gesichert, daß mein Sinn sich in eurem Gnügen weide.

Gebe Gott, der gute Geber, was er euch im Frieden gibt,

Daß gar nichts sey drum, dran, drinne, das nicht ihr und euch nicht liebt!

Was er gibt den Seinen sonst, dieses sey euch auch gegeben,

Seyd zu friede, wann ihr habt Segen hier und dorte Leben!

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 347-348.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)