XL.

1TRöstet / tröstet mein Volch / spricht ewer Gott. 2Redet mit Jerusalem freundlich / vnd prediget jr. Das jre Ritterschafft1 ein ende hat / Denn jre missethat ist vergeben / Denn sie hat zwifeltiges2 empfangen von der Hand des HERRN / vmb alle jre Sünde.

3ES ist eine stimme eines Predigers in der wüsten / Bereitet dem HERRN den weg / macht auff dem gefilde ein ebene Ban vnserm Gott. 4Alle Tal sollen erhöhet werden / vnd alle Berge vnd Hügel sollen genidriget werden / Vnd was vngleich ist / sol eben / vnd was höckericht ist / sol schlecht werden. 5Denn die Herrligkeit des HERRN sol offenbart werden / Vnd alles Fleisch mit einander wird sehen / das des HERRN Mund redet. Math. 3; Mar. 1; Luc. 3; Joh. 1.

6ES spricht eine stimme / Predige / Vnd er sprach /Was sol ich predigen? Alles Fleisch ist Hew / vnd alle seine Güte3 ist wie eine Blume auff dem felde. 7Das Hew verdorret / die Blume verwelcket / Denn des HERRN geist bleset drein. Ja das Volck ist das Hew / 8Das Hew verdorret / die Blume verwelckt / Aber das Wort vnser Gottes bleibet ewiglich. 1. Pet. 1; Jaco. 1.


9ZJon du Predigerin steig auff einen hohen Berg / Jerusalem du Predigerin heb deine stim auff mit macht / heb auff vnd fürcht dich nicht / Sage den stedten Juda / Sihe / da ist ewer Gott. 10Denn sihe / der HErr HERR kompt gewaltiglich / vnd sein Arm wird herrschen / Sihe / sein Lohn ist bey jm / vnd seine Vergeltung ist fur jm. 11Er wird seine Herd weiden wie ein Hirte / Er wird die Lemmer in seine Arme samlen / vnd in seinem Bosem tragen / vnd die Schafmüttere füren. Joan. 10; Psal. 23; Ezech. 34.


12WEr misset die Wasser mit der faust / vnd fasset den Himel mit der spannen? vnd begreifft die Erden mit einem Dreiling4 / vnd wieget die Berge mit einem gewicht / vnd die Hügel mit einer woge? 13Wer vnterrichtet den Geist des HERRN / vnd welcher Ratgeber vnterweiset jn? 14Wen fragt er vmb Rat / der jm verstand gebe / vnd lere jn den weg des Rechts? vnd lere jn die Erkentnis / vnd vnterweise jn den weg des verstandes? 15Sihe / die Heiden sind geacht wie ein Tropff so im eimer bleibt / vnd wie ein Scherfflin so in der wage bleibet / Sihe / die Jnsulen sind wie ein Steublin. 16Der Libanon were [22b] zu geringe zum Fewr / vnd seine Thiere zu geringe zum Brandopffer. 17Alle Heiden sind fur jm nichts / vnd wie ein nichtiges vnd eitels geacht. Rom. 11; 1. Cor. 2.

18WEm wolt jr denn Gott nachbilden? Oder was fur ein Gleichnis wollet jr jm zurichten? 19Der Meister geusst wol ein Bilde / vnd der Goldschmid vber güldets / vnd machet silbern Keten dran. 20Des gleichen / wer eine arme Hebe5 vermag / der welet ein Holtz das nicht faulet / vnd suchet einen klugen Meister dazu / der ein Bilde fertige / das bestendig sey. 21 Wisset jr nicht? höret jr nicht? Jsts euch nicht vormals verkündiget? Habt jrs nicht verstanden von anbegin der Erden? 22Er sitzt vber dem kreis der Erden / vnd die drauff wonen sind wie Hewschrecken6. Der den Himel ausdehnet wie ein dünne Fell /vnd breitet sie aus wie eine Hütten da man inne wonet. 23Der die Fürsten zu nicht machet / vnd die Richter auff Erden eitel machet / 24als hette jr Stam weder pflantzen / noch samen / noch wurtzel in der Erden / Das sie / wo ein Wind vnter sie wehet / verdorren / vnd sie ein Windwirbel wie Stoppeln wegfüret. 25Wem wollet jr denn mich nachbilden / dem ich gleich sey? spricht der Heilige. Jesa. 44; Jesa. 48.


26HEbet ewer augen in die Höhe / vnd sehet / Wer hat solche ding geschaffen / vnd füret jr Heer bey der zal er aus? Der sie alle mit namen ruffet / Sein vermügen vnd starcke Krafft ist so gros / das nicht an einem feilen kan. Psal. 147.

27WARumb sprichstu denn Jacob / vnd du Jsrael sagest / Mein weg ist dem HERRN verborgen / vnd mein Recht gehet fur meinem Gott vber? 28Weistu nicht? Hastu nicht gehört? Der HERR der ewige Gott der die ende der Erden geschaffen hat / wird nicht müde noch matt / sein verstand ist vnausforschlich. 29Er gibt dem Müden krafft / vnd stercke gnug dem Vnuermügenden. 30Die Knaben7 werden müde vnd matt / vnd die Jünglinge fallen. 31Aber die auff den HERRN harren / kriegen newe krafft / das sie auffaren mit flügeln wie Adeler / das sie lauffen vnd nicht matt werden / das sie wandeln vnd nicht müde werden.


1 Ritterschafft ist der Gottesdienst im alten Testament.

2 Nemlich / Vergebung der sunden / vnd Freiheit vom Gesetze Mose. Das ist / eitel gnade fur Sunde / leben fur tod etc.

3 Güte ist alles wolthun oder gutes Leben / so vernunfft vermag vnd thut.

4 Das ist / mit eim Mas dreier Finger breit.

5 Das ist / ein Opffer zum Götzen / wie die Hebopffer im Gesetz Mose. Wil sagen / Die Reichen machen güldene / die Armen machen hültzen Götzen.

6 Hewschrecken die leichtlich verjagt vnd zuscheucht werden.

7 Knaben / die junge Manschafft / so sich auff die stercke vnd Jugent verlassen.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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