IX.

1JCH sage die warheit in Christo / vnd liege nicht / Des mir zeugnis gibt mein gewissen / in dem heiligen Geist / 2Das ich grosse traurigkeit vnd schmertzen on vnterlas in meinem hertzen habe. 3Jch habe gewündschet verbannet zu sein von Christo / fur meine Brüder / die meine Gefreundte sind nach dem Fleisch / 4die da sind von Jsrael / Welchen gehört die Kindschafft / vnd die Herrligkeit / vnd der Bund / vnd das Gesetz / vnd der Gottesdienst / vnd die Verheissung / 5welcher auch sind die Veter / aus welchen Christus her kompt nach dem Fleische / Der da ist Gott vber alles / gelobet in ewigkeit / Amen. [339b]


6ABer nicht sage ich solchs / das Gottes wort darumb aus sey. Denn es sind nicht alle Jsraeliter die von Jsrael sind / 7auch nicht alle die Abrahams samen sind / sind darumb auch Kinder / Sondern in Jsaac sol dir der Samen genennet sein. 8Das ist / Nicht sind das Gotteskinder / die nach dem Fleisch kinder sind / Sondern die Kinder der Verheissung werden fur Samen gerechnet. 9Denn dis ist ein wort der Verheissung / da er spricht / Vmb diese zeit wil ich komen /vnd Sara sol einen Son haben. Gen. 21; Gen. 18.


10NJcht allein aber ists mit dem also / sondern auch da Rebecca von dem einigen Jsaac vnserm Vater schwanger ward / 11ehe die Kinder geboren waren vnd weder guts noch böses gethan hatten / Auff das der fursatz Gottes bestünde / nach der wale / ward zu jr gesagt / 12Nicht aus verdienst der werck / sondern aus gnade des Beruffers / also / Der Grössest sol dienstbar werden dem Kleinen / 13Wie denn geschrieben stehet / Jacob habe ich geliebet / Aber Esau habe ich gehasset. Gen. 25; Mal. 1.


14WAS wollen wir denn hie sagen? Jst denn Gott vngerecht? Das sey ferne. 15Denn er spricht zu Mose / Welchem ich gnedig bin / dem bin ich gnedig / Vnd welches ich mich erbarme / des erbarme ich mich. 16So ligt es nu nicht an jemands wollen oder lauffen / sondern an Gottes erbarmen. 17Denn die Schrifft sagt zum Pharao / Eben darumb hab ich dich erweckt / das ich an dir meine Macht erzeige /Auff das mein Name verkündiget werde in allen Landen. 18So erbarmet er sich nu / welches er wil / Vnd verstocket welchen er wil. Exo. 33; Exo. 9.


19SO sagestu zu mir. Was schüldiget er denn vns? Wer kan seinem willen widerstehen? 20Ja lieber Mensch / wer bistu denn / das du mit Gott rechten wilt? Spricht auch ein Werck zu seinem Meister /Warumb machstu mich also? 21Hat nicht ein Töpffer macht / aus einem Klumpen zu machen / ein Fas zu ehren / vnd das ander zu vnehren? 22Derhalben da Gott wolte zorn erzeigen / vnd kund thun seine Macht / Hat er mit grosser gedult getragen die Gefesse des zorns / die da zugerichtet sind zur verdamnis / 23Auff das er kundthete den reichthum seiner Herrligkeit / an den Gefessen der barmhertzigkeit / die er bereitet hat zur Herrligkeit.


24WElche er beruffen hat / nemlich vns / Nicht alleine aus den Jüden / sondern auch aus den Heiden. 25Wie er denn auch durch Osee spricht / Jch wil das mein Volck heissen / das nicht mein Volck war / Vnd meine Liebe / die nicht die liebe war. 26Vnd sol geschehen / An dem Ort / da zu jnen gesagt ward / Jr seid nicht mein Volck / Sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genennet werden. Osee. 2.

27JSaias aber schreitet fur Jsrael / Wenn die zal der Kinder von Jsrael würde sein / wie der sand am Meer / So wird doch das Vbrige selig werden. 28Denn es wird ein verderben vnd steuren geschehen zur Gerechtigkeit / Vnd der HERr wird dasselbige steuren1 thun auff Erden. 29Vnd wie Jsaias dauor sagt / Wenn vns nicht der HErr Zebaoth hette lassen Samen vberbleiben / So weren wir / wie Sodoma worden / vnd gleich wie Gomorra. Jesa. 10; Jesa. 1.


30WAS wollen wir nu hie sagen? Das wollen wir sagen. Die Heiden / die nicht haben nach der Gerechtigkeit gestanden / haben die Gerechtigkeit erlanget /Jch sage aber von der Gerechtigkeit / die aus dem glauben kompt. 31Jsrael aber hat dem Gesetz der gerechtigkeit nachgestanden / vnd hat das Gesetz der gerechtigkeit nicht vberkomen. 32Warumb das? Darumb / das sie es nicht aus dem glauben / sondern als aus den wercken des Gesetzes süchen. Denn sie haben sich gestossen an den Stein des anlauffens2 / 33Wie geschrieben stehet / Sihe da / Jch lege in Zion einen Stein des anlauffens / vnd einen Fels der ergernis /Vnd wer an Jn gleubet / der sol nicht zu schanden werden. Jesa. 28. [340a]


1 Ob wol das mehrer teil da hin fellet / vnd vngleubig bleibet / wird er sie doch nicht alle lassen also fallen / sondern die vbrigen erhalten / vnd durch sie / sein Wort vnd gnade deste reichlicher ausbreiten / da durch sie gerecht vnd herrlich werden.

2 Christus macht on werck gerecht / dem gleuben sie nicht / Also stossen sie sich an jm vnd ergern sich.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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