Das ander stück.

[285] Obs war sey, das den Bapstesel niemand urteilen noch richten könne, wie er raset in seinen Drecketen, kan ich dis mal nicht in die lenge handeln, Wils aber, so ich lebe, hernach thun, ob Gott wil. Kürtzlich zu sagen, hastu droben im ersten stück gehört, was der Bapst für ein Teufels gespenst, Gottes lesterer, und stiffter allerley abgötterey, und mensch der sünden, und kind des [Rand: 2. Thess. 2, 3] verderbens sey, Darumb ist hie auff dis stück zu antworten kürtzlich, das den Bapst freilich niemand macht hat zu richten noch zu verdamnen auff Erden, on allein alles was getaufft ist, oder noch eine menschliche vernunfft hat, und alle Creatur Gottes. Denn ein mensch, so getaufft wird, mus zuvor oder seine Paten an seiner stat geloben, das es entsagt dem Teufel und allen seinen wercken und alle seinem wesen, Nu ist des Bapsts wesen und sein werck nichts denn des Teufels werck und wesen, wie gnugsam beweiset ist, Darumb ist ein jglich kind in der Tauffe nicht allein ein richter uber den Bapst, sondern auch uber seinen Gott, den Teufel, gesetzt, Dazu jm geboten, das es solle und müsse den Bapst, Teufel und alle sein wesen richten, verdammen, meiden, fliehen und mit füssen tretten, Wie Psal. ix sagt: »Auff dem Lewen [Rand: Ps. 91, 13] und Ottern wirstu gehen und tretten auff den jungen Lewen und Trachen«, Und j. Corinth. vj: »Wisset jr nicht, das die Heiligen die Welt richten werden? [Rand: 1. Kor. 6, 2 f.] So nu die Welt soll von euch gerichtet werden, seid jr denn nicht gnug, geringer sachen zu richten? Wisset jr nicht, das wir uber die Engel richten werden?« etc. Ephe. ij: »Gott hat uns sampt Christo aufferweckt, und sampt jm ins Himlische wesen gesetzt.« Ich hoffe, in dem Himelischen wesen könne man richten Teufel, Bapst, Welt, Sünde, Tod und Helle.

Zum andern, Sagt alle Menschliche vernunfft, das, wer ein ding nicht verstehet noch kan, der könne nicht dasselbe richten, noch etwas nach dem selben urteilen, loben oder schelten, verdamnen oder preisen. Denn es mus erkand und verstanden sein, was man urteilen sol. Nu ist droben beweiset und ist die öffentliche warheit, das der Bapst, Cardinal und gantzer Römischer hoff und Rotten nichts anders sind, denn ein stall vol grosser, grober, tölpischer,[285] schendlicher Esel, die nichts können in der heiligen Schrifft, Nichts wissen, was Gott, was Christus, was Kirche, Was Bischoff, Was Gottes Wort, was Geist, Was Tauffe, was Sacrament, was Schlüssel, was gute werck sind: des sind da fürhanden starcke zeugen gnug jre Bücher, Decret, Decretal, Sext, Clementin, Extravaganten, Bullen, und unzeliche Bücher. So lebe ich Doctor Martinus noch neben andern mehr, der ich in des Bapsts schule und Esel stall erzogen und Doctor Theologie worden, Ja ein gelerter guter Doctor gerhümet, auch also gewest bin, das ich trawen gar seer wol weis und warhafftiglich seer wol zeugen kan, wie tieff, hoch, breit, und lang jre kunst sey in der heiligen Schrifft, Nemlich, das sie seer feindselige Esel sind.

So zeugen die Juristen selbs, mit öffentlichen Worten, das das geistlich Recht stincke nach eitel geitz, ehre und gewalt, Und ein Canonist sey ein Esel. Und ist beides war. Lieber, wo her haben sie solch urteil anders, denn aus der Menschlichen natürlichen vernunfft? Und richten damit den Bapst, das er sey ein ehrsuchtiger, stoltzer, unsetiger geitz hals, ein Bauchknecht und [Rand: Eph. 5, 5] Diener des Mammon, welchs S. Paulus nennet Götzen dienst und abgötterey. Wenn die Juristen den Bapst also urteilen, loben und preisen, Wo wollen wir Theologen wort nemen, das wir jn verdamnen und schelten? Heisst das nicht den Bapst recht gemalet? das er sey mit der that und lere vom Teuffel besessen und getrieben? Und findet sich, das er Magister fidei, Regula Ecclesiarum sey, das ist ein Lerer des Mammon, Geitz und eitel Abgötterey, ein Doctor in der Buben schule. So, lieben Juristen, Lobet den Bapst nur wol und getrost, und machets so verdrieslich, das wir Theologen nicht raum haben können, jnen erger zu urteiln! Nu, das thut die vernunfft, die so urteilet.

Zum dritten, So kan auch ein natürlicher Esel, der secke in die Müle tregt und Disteln frisset, den heiligen Römischen hoff richten, Ja alle Creatur mit jm. Denn ein Esel weis, das er ein Esel und keine kue ist. Item, er weis, das ein Menlin kein Frewlin ist. Ein Stein weis, das er Stein ist, Wasser ist wasser, und so fort durch alle Creatur. Aber die rasende Bapstesel zu Rom wissen nicht, das sie Esel sind, Ja wissen auch nicht, ob sie Weiber oder Menner sind. Summa, sie können nichts, denn Stifft, Klöster und der Welt güter fressen, Königen die Kronen rauben und stelen, und eitel unnatürlich, verkeret, Teuflisch werck und wesen füren, darüber alle Creatur erschrickt, zittert, bebet und schreiet uber den Eselstall zu dem, der sie solchem[286] verderblichen dienst unterworffen hat, Rom. viij. das er sie wolle erlösen, als [Rand: Röm. 8, 23] er thun wird in kurtzem.

»Ja, was fragt der Bapst nach solchem urteil, weil jn niemand thar straffen noch absetzen?« Wolan, ich wolt nicht, das er darnach fragt. Er ist nicht werd, das er darnach fragen solt. Balaam fragt auch nicht darnach, [Rand: 4. Mose 22, 28 ff.] das er von seinem Esel, und darnach vom Engel gestrafft ward. Die Sodomiten fragten auch nicht darnach, das sie von Loth gestrafft wurden. »Wie [Rand: 1. Mose 19, 7 ff.] (sprachen sie) bistu hie Richter?« Uns ist gnug, das wir wissen, der Bapstesel sey von Gott selbs, von allen Engeln, von allen Christen, von aller vernunfft, von allen Creaturn, Von jren eigen gewissen, Auch von allen Teufeln verdampt, das wir von jm und seiner abgötterey und Gottslesterung frey mit frölichem gewissen wider jnen leren und beten, jn anspeien thüren, jn meiden und fliehen, wie den Teufel selbs, und aus unserm hertzen absetzen, und in grund der Hellen sencken, Auch seine verfluchte lere, da er schreiet: »Wer dem Römischen Stuel nicht gehorsam ist, kan nicht selig werden« können umbkeren und das widerspiel setzen und sagen: Wer dem Bapst gehorsam ist, der kan nicht selig werden, Wer aber wil selig sein, das der meide, fliehe und verdamme den Bapst, wie den Teufel selbs, sampt seinen wercken und wesen, wie uns unser heilige Tauffe leret und ermanet. Las dis urteil nur fur hergehen, Der nach richter wird sich mit seinem urteil nicht seumen, wie S. Paulus sagt ij. Thessa. ij: »Der Herr Jhesus wird jn tödten mit [Rand: 2. Thess. 2, 8] dem odem seines Mundes und zerstören mit seiner hellen Zukunfft.«

»Ja, du aber und dein hauffe seid verdampte Ketzer, Ewr urteil ist nichts gegen des Römischen Stuels urteil, wie Sanct Paul tertia an den Keiser Karol schreibt, das jr nicht sollet im Concilio zu gelassen werden.« Erstlich antworte ich Latinisch: ›Provoco & appello omnium nostrum nomine ad sanctam sedem Romanam, illam scilicet, in qua explorantur Papæ, an sint viri vel mulieres. Si sunt viri, ostendant testes contra nos Hereticos. Si sunt mulieres, dicam illud Pauli: ›Mulier in Ecclesia taceat.‹ Hoc facere [Rand: 1. Kor. 14, 34] cogit vulgata fama per omnem Iam vetus Europam, quæ mores extirpat honestos. Reges enim & Reginæ in Curia Romana dicuntur, ut plurimum, esse palam Hermaphroditæ, Androgyni, Cynedi, Pedicones & similia Monstra in natura. At illis non competit iudicium de Hereticis facere.

Zum andern, Hab ich droben beweiset, das die Bapstesel des Römischen stuels grosse, grobe Esel sind, uber die masse ungelert in der heiligen Schrifft, also das sie auch nicht das Vater unser, noch zehen Gebot, oder den Kinder Glauben verstehen, wie jre Bücher zeugen. Darumb kans jres thuns nicht[287] sein, zu urteiln, was ketzerey oder Christlich sey. Denn zu solchem urteil gehöret der heiligen Schrifft verstand, weil Ketzerey nichts anders ist, nach aller alten und newen Lerer zeugnis, denn ein halstarriger jrthum wider die heilige Schrifft.

Zum dritten, da unser Confessio anno xxx zu Augspurg für dem Keiser und gantzem Reich verhöret ward, fragten jenes teils Fürsten jre Theologen, ob man solchs mit der Schrifft verlegen kündte. Antworten sie: Nein, mit der Schrifft köndte mans nicht verlegen, Sondern mit den Betern und Concilien. Darauff etliche grossen lechelend sprachen: Unser Theologen verteidigen uns fein, Sagen, das jenes teil habe die Schrifft für sich, Wir aber für uns die Schrifft nicht haben.

Aus solchem bekentnis und zeugnis unsers widderparts haben wir, das wir nicht Ketzer sein können, weil wir die Schrifft haben, gleuben und bekennen. Denn so die sollen Ketzer und nicht Christen sein, die da gleuben und bekennen die heilige Schrifft, Wer sind sie denn, die da Christen sein mügen? Sinds die, so Marcolfum oder Diedrich von Bern oder Ulenspiegel lesen? oder, das gleich viel und noch erger ist, die des Bapsts dreck und stanck lesen? Wolan, wir sind keine ketzer, das zeugen unser widerpart selbs, Da her sie auch uns hinfurt nicht ketzer haben thüren nennen, Sondern etliche haben uns Schismaticos, etliche die unbequemen, Etliche, die Newerung machen, Bis sie uns nu die Protestirenden Stende nennen. Denn sie müssen sich für dem Wort »Ketzer« schemen, als die seer wol wissen, das es ein öffentliche lügen und lesterung sey, welche sie nicht mit einem Buchstaben beweisen können, und trotz sey jnen geboten.

Und hie wird der Bapst auch von seinen Theologen geurteilet und gestrafft als ein Lügener, das er uns Ketzer schilt, da sie nein zu sagen, gleich wie er droben von seinen Juristen verurteilt und gestrafft wird als ein Lügener, das er die Schlüssel nicht habe aus Matth. xvj, weil sie daselbs allein verheissen, und nicht gegeben sind. Also gar gewis ists, das jn niemand richten noch straffen kan. Ich richte und straffe jn trawen auch nicht, on das ich sage, Er sey vom Teufel hinden aus geborn, voller Teufel, lügen, Gotteslesterung, abgötterey, Stiffter der selben, Gottes feind, Widerchrist, Verstörer der Christenheit, Kirchenreuber, Schlüssel dieb, Huren wirt und Sodoma vogt, und, was droben mehr gesagt ist. Das heisst aber nicht geurteilt, gerichtet noch verdampt, Sondern sind eitel lobe sprüche und ehren wort, damit niemand zu loben und zu ehren ist on der Satanissimus, der Bapst. Und were[288] fein, das er sie müste an seiner Kron und stirn gegraben und gebrand tragen, das solt seiner Satanitati viel ehrlicher anstehen (weil es die lauter reine warheit ist), denn das er jm die füsse küssen lesst.

Und wenn der Bapst sonst nichts hette gethan, denn das er sich selb gesetzt hat uber alle Kirchen und Bisschove, aller Richter zu sein, sich von niemand richten noch straffen zu lassen, Und also dem Teufel und Fleisch den zaum gelassen und frey gemacht, allen mutwillen zu uben, wie am tage ist, und Juda in seiner Epistel: »Die sind gottlose, und zihen die gnade unsers [Rand: Jud. v. 4] Gottes auff mutwillens, und verleugnen Gott, und unsern Herrn Ihesum Christum, den einigen Herrscher«, So were doch das einige stücke Malzeichens gnug, dabey man den Bapst erkennen kündte, das er gewislich der rechte, endliche grewel, der Endechrist sein müste. Denn rechene du selbs: Die Heilige Christliche Kirche hat den heiligen Geist und das Euangelium oder Gottes Wort, wie dasselb niemand leugnen kan, damit sie soll das gute leren, das böse straffen, wie sie denn thut und jmer gethan hat, nach dem Spruch Christi: »Der heilige Geist wird die Welt straffen umb die Sünde« etc., Johannis [Rand: Joh. 16, 8] xvj. Uber dis Wort wil der Bapst sitzen und vom heiligen Geist ungestrafft sein. Das heisst uber Gott sitzen, des das Wort ist, wie S. Paulus [Rand: 2. Thess. 2, 4] sagt: »Der sich setzt wider und uber alles, das Gott heisst, oder Gottesdienst.«

Nu kan man Gott nicht höher dienen, denn mit seinem Wort, darüber der Bapst sitzet, und dawider tobet, wie alle seine Decret brüllen und rasen.

Was sagt weiter der Herr selbs hie zu? Matt. xviij spricht er: »Sündigt [Rand: Matth. 18, 15 ff.] dein Bruder, so straffe jn alleine, Höret er dich nicht, So nim einen oder zween zu dir, Höret er die nicht, so sages der Gemeine, Höret er die Gemeine nicht, So halt jn als einen Heiden und Zölner. Warlich, sage ich euch, was jr auff erden binden werdet« etc. Was wil hie werden? Hie wirfft der Herr alle die, so sundigen, unter die straffe, erstlich seines nehesten Christen, und wil kürtzumb, das er sich solle straffen lassen; wo er sich nicht wil straffen lassen, sol jn die Gemeine straffen; Wil er die auch nicht hören (Da merck, was der Herr sagt!), So halt jn für einen Heiden und Zölner. Hie wird nicht allein der Kirchen und einer jglichen Kirchen, sondern auch dir und mir gebotten, das wir den Bapst sollen richten, verurteilen und verdamnen mit einem urteil, als eines öffentlichen der Kirchen Richtstuels verdampt, einen Heiden und Zölner. Denn er wil nicht hören noch sich straffen lassen, weder von einem noch von zween, Auch nicht von der Gemeine, Ja nicht von der gantzen Christenheit, wie er tobet durch viel Decret und Decretal, Wil dazu solchs noch gerhümet sein, und wolgethan heissen, und die Christen zwingen,[289] solchem grewel gehorsam zu leisten, zu loben und an zu beten als eine Göttliche warheit.

Hie darffs keines Juristischen Process, noch des langen rechten, exception, appellation, alle sachen sind Notoria de facto et iure, offenberlich ist die that des Bapsts, offenberlich ist das Mandat unsers Herrn Ihesu Christi. Ah hie schweige still, Jurist, Theologen, Keiser, Könige, Ja auch die Engel im Himel und alle Creatur, Es redet hie und richtet, der nicht frawen milch, sondern Jungfrawen milch gesogen hat, und am Creutz so arm gewest, [Rand: Matth. 8, 20] das er nicht hatte raum, sein Heubt zu legen, und doch daselbs das Paradis [Rand: Luk. 23, 43] und Himelreich schenckt dem Schecher, und in der Krippen von allen Engeln [Rand: Matth. 2, 11] im Himel angebetet ward, Ja, der selb Herr ists, der hie urteilt und spricht: Der Bapst sol ein Heide sein, weil er nicht hören wil, sondern rhümet dazu als eine grosse Heiligkeit solchen seinen verstockten ungehorsam. Denn eben also befalh er den Aposteln, sie solten alle Welt straffen umb der Abgötterey willen, die offenberlich da war, und nicht zuvor sich ins recht begeben mit den Abgöttisschen Heiden, Sonst weren sie nimermehr zum Predigampt komen.

Dem nach Neme ich der heiligen Christlichen Kirchen, Ja des Herrn Ihesu Christi urteil an und verkündige es mit dieser Schrifft, wie ich auch offt gethan, allen, die es nicht wissen oder verstanden, das der Bapst, ja das Bapstum selbs, welchs nicht hören wil noch kan für seinen Decreten, Eitel Heiden und Heidnisch sündlich ding, von Gott verdampt und aus seiner Kirchen verworffen, das ist, des Teufels und unchristlich regiment sey, Dafür sich jderman segenen und zu fliehen, dawider zu beten und zu thun schüldig sey.

Wenn wir nu solch urteil wissen, So thun wir warlich nicht fein, sonderlich Keiser und Könige, Fürsten und Herrn (denn die Prediger und Bisschove der Kirchen werden sich wol recht hierin halten, das sie den Bapst für einen Teufel schmücken, loben und zieren werden), das sie doch so gar schendlich jnen lassen im maul mehren, trumpeln und effen, So sie doch (wo sie Christen sein wolten) sich billich solten schüldig erkennen, den verfluchten Heiden zu Rom wie er verdienet hette zu handeln. Sie machen sich teilhafftig alle der Sünden, so der Heidnische Teufel zu Rom in der Kirchen geübt hat so viel hundert jar, und aller Bücher, Decretal, Sext, Clementin, Extravagant, Bullen, das ist, alles Teufels drecks und stancks, damit die Christenheit erstickt und erwürgt ist. Mir ists gewis, das, wo der Bapst nicht were, Der Türcke (welchs Teufel des Bapsts Teufel, Vetter, Schwager und Schwester ist) hette solchen grossen gewalt nicht bekomen.[290]

Weil nu der Bapst kein Christ ist noch heisst, sondern aus der Kirchen verworffen durchs urteil und Gebot Christi, ein verdampter Heide nicht sol richter noch Herr sein in der Kirchen Christi, viel weniger ein solcher verteufelter mensch der Sünden und kind des verderbens, So sind alle Keiser, [Rand: 2. Thess. 2, 3] Könige, Bisschove schüldig, jren gethanen Eid und pflicht zulassen und dawider mit aller macht zuthun, welchen auch der Bapst, wenn er gleich ein Bisschoff zu Rom were, nicht recht noch macht hette zu foddern. Denn ein Bisschoff der Kirchen kan nicht Eid noch pflicht nemen von frembden, freyen, weltlichen Herrn, noch von einem andern Bischove, weil alle Bisschove und Kirchen gleich sind (er hette denn auch weltliche eigene unterthanen daneben), Und weniger hat solchs der Bapst macht und recht, der kein bischoff noch Christ sein kan noch je gewest, Sondern des Teufels frucht ist, ein verflucht, verdampt frembd Regiment, das nichts denn der Christenheit verderb und verwüstung ist. Es kan niemand ein Eid wider Gott thun, und ob ers thette, ists eben so viel, als dem Teufel selbs gethan, Welchs man sol, wo es erkand wird, flugs zu reissen, wie die Jura selbs auch sagen, und da wider thun aus krafft des ersten und andern Gebots: Du solt kein andern Gott haben, und seinen Namen nicht misbrauchen. Also sind Keiser und Könige und Bisschove jrs Eids los, so dem Bapst gethan ist, und schüldig, dafür dem Bapst wider zustehen in allen seinen wercken, denn solcher Eid ist dem Teufel gethan, als wenn die Schafe dem wolffe geschworen hetten, unter dem Namen jres fromen Hirten.

Und hie solten die Juristen (denn der Bapst wil ein Jurist sein und Lerer aller Juristen) repetundarum mit jm spielen. Denn weil er nicht ein Bisschoff noch Christ, sondern ein Heide, Ja ein ungezemeter Beerwolff ist, der alles zu reisst und verwüstet, und die Schlüssel der Kirchen zu sich gerissen hat, welche jm doch nie befolhen, Sondern S. Peter allein verheissen sind, wie die Wort Matth. xvj klerlich lauten, und die Juristen de futuro verstehen, Wir Theologen aber weiter hiezu sagen: Wenn sie gleich S. Peter verheissen, dazu auch gegeben weren, das dennoch damit nicht beweiset were, das allein die Römische Kirche solche Schlüssel haben kündte, weil S. Peter mehr Kirchen hette gestifftet, denn die Römische Kirche (hat er sie anderst gestifft, welchs ungewis und unbeweiset bleibt ewiglich), welchen eben so wol die schlüssel von S. Peter, jrem Apostel, als der Römische Kirchen musten gegeben sein. Der Bapst aber, nach dem kein Bischoff mehr zu Rom gewest, solche schlüssel, ehe sie S. Peter gegeben, gestolen und geraubt, sich der selben unterwunden, damit gebaret, als weren sie sein allein und eigen, so er doch ein frembd Thier und Beerwolff in die Kirchen sich gedrungen hat, und von Christo, wie gehört, verdampt ist.

So solten nu die Juristen jre Herrn, Keiser, Könige, Bisschove, Fürsten[291] und HErrn, vermanen, wie sie schüldig sind (wo sie Christen und selig werden wollen) und nicht auffhören, bis sie den verdampten Bapst zwungen, ad restitutionem, alles wider zu geben und zu erstatten, was er von anfang des Bapstumbs mit den Schlüsseln gestolen, geraubt, und in der Kirchen gethan hette. Denn gewislich ists war, das des Bapsts Schlüssel sind sacrilegium & ineffabile spolium, Ein Kirchen raub, des gleichen von anfang der welt nicht geschehen ist, wenn alle Kirchen raub auff einen hauffen komen solten. Hie solte nu der Keiser nemen Rom, Urbin, Bononia und alles, was der Bapst hat vom Reich gestolen, denn es ist alles durch die erlogene Schlüssel gestolen und geraubt, Darnach auch zwingen, das er alle die seelen wider erstattet, die er durch die schlüssel verfüret hat in die helle, wie wol jm solchs ummüglich ist, und in dem ewigen hellischen fewr mus erstattet werden.

Doch das zeitliche gut kündte man ja wider umb von jm nemen, und drauff rechenen, wie viel er so viel jar ein Schlüsseldieb und kirchenreuber, als vom frembden gestolen gut, vernützt, verthan, verprasset, verbranget, verhuret und verbubet hette, und wo er solchs nicht zu bezalen noch zu erstatten hette, das man mit jm und allen Cardineln und gantzem Hofe des fuchs recht spielete, die haut uber die köpffe streiffete, und also mit der haut bezalen lerete, darnach die strümpffe in das Heilbad zu Ostia oder ins fewr wörffe. Sihe, Sihe, wie wallet mein blut und fleisch, wie gern wolt es das Bapstum gestrafft sehen, So doch mein geist wol weis, das keine zeitliche straffe hie zu gnug sey, auch nicht fur eine Bulla oder Decret, Aber gleich wol ist das die Summa davon: Der armen Römischen Kirchen und allen Kirchen unter dem Bapstum kan weder geraten noch geholffen werden, das Bapstum und sein regiment sampt seinen Drecketen werden denn weg gethan, und ein Rechter Bischoff widerumb zu Rom eingesetzt, der das Euangelion rein und lauter predige oder verschaffe zu predigen, und lasse die Kronen und Königreiche mit frieden, welche jm nicht befolhen sind zu regirn, noch mit Eiden unter sich zu werffen, Und sey ein Bisschoff andern Bisschoven gleich, nicht jr Herr, noch jre Kirchen zu reisse, und jre güter raube, noch sie mit Eiden fange, oder mit Pallien und Annaten und Bapstmonden beschwere.

Man kan wol Bisschoff sein zu Rom und in aller Welt, ob man nicht das Pallium verkeuffe oder Annaten stele und andere schinderey treibe, Könige mit füssen trette und füsse küssen lasse. S. Peter war ein Apostel, meins achtens so gut als ein Bisschoff, on zweivel auch besser denn ein Bapst, Noch wolt ers nicht leiden, das der heubtman Cornelius fur jm nider fiel, sondern[292] richtet jn auff, und sprach: »Stehe auff, Ich bin auch ein Mensch«, Act. x. [Rand: Apg. 10, 25 f.] Und lies sich gern richten und straffen von S. Paul, Gala. ij, Und von den [Rand: Gal. 2, 14] Aposteln und allen Jüngern, Act. 11. Und weil ichs Pallium gedencke, mus [Rand: Apg. 11, 3] ich die Historien sagen, was es hat gewirckt. Dieser hadder, der sich zwisschen mir und dem Bapst hat erhaben, hub sich uber dem Pallio an. Pallium ist ein henffen oder flechsen faden, gestrickt und gewirckt als ein Creutz, das man hinden und fornen uber die Casel werffen kan, wie die Creutze an den Caseln gemeiniglich sind, ist etwa dreier finger breit, Soll alles und alles bey vj oder vij Lawen pfennig oder eins schwert grosschens werd sein, so köstlich ding ists. Solchs segenet der Bapst auff dem Altar zu Rom, und leuget dazu, das es uber den Corpern S. Petri und Pauli geweihet sey, denn sie haben weder S. Petri noch S. Pauli Cörper. Darnach verkeuffet ers den Bisschoven, einem höher denn dem andern, darnach die Bistum gros und reich sind. Vor zeiten gabens die Bepste umbsonst, und gebotens umb sonst zu geben, wie die Decretal noch sagen, liessen jnen gnügen, das sie damit die herrschafft und gewalt uber andere Bisschove kriegten. Hernach haben sie Eids pflicht und geld darauffgelegt als die verzweivelten Buben.

Nu sagt man, das Pallium zu Mentz koste 26000 tausent gülden, So theur ist der hanfffaden zu Rom. Etlich meinen, man bringes nicht unter 30000 gülden von Rom. Solch Pallium kondte der Bisschoff nicht bezalen. Da lies er mit dem ablas etliche Beuteldresscher ausgehen, der leute geld zu erheben, das nicht sein war, Die machtens so grob, das ich dawider muste predigen und schreiben. Also hat sich das spiel gehaben uber einem henffen faden. Und weis noch niemand des spiels ende. Möchte komen, der Bapst solt wol an dem selben faden erwurgen und ersticken. Dazu helffe mein lieber HErr Jhesus Christ unser aller Heiland, gelobet in ewigkeit, Amen. Ja, sage ich, Man kan wol Bisschoff sein on das Pallium, und ist nicht not, das man den Ertzkirchendieb, Stifftreuber, Klösterfresser, Seelmörder zu Rom so gros geld lasse zusehens rauben, und dafür uns seinen Teufelsdreck und stanck, eitel lügen, Gotteslesterung, abgötterey und ewiges verdamnis zu lohn geben. Wir Deudschen wollen solch geld wol sonst anlegen, das uns der Bapst nicht dürffe so schendlich stelen.

Dis sey kurtz von dem andern stücke gesagt, ob den Bapst niemand oder jemand richten, urteiln und absetzen kündte. Und ist gewis erfunden, das nicht allein die Kirchen, sondern ein jglicher getauffter Christen jn richten, verdamnen,[293] und zum wenigsten aus seinem hertzen absetzen mag, als einen Widerchrist und Beerwolff, als einen Gottes-, als Christi, als aller Christen und aller welt feind, und das also urteilen und leren, singen und sagen müsse (wer ein rechter Christen sein und selig werden wil), das, wer dem Bapst gehorsam sein wil, wissen sol, das er dem Teufel wider Gott gehorsam ist, hilfft den [Rand: 2. Joh. v. 11] Bapst stercken in seinen greweln, wie S. Joh. ij. sagt: »Wer jn grüsset, macht [Rand: Matth. 18, 17] sich teilhafftig seiner bösen werck.« Zu dem hat jn der HErr selbs Matth. xviij öffentlich gerichtet und aus der Kirchen und Christen zal geworffen, Das er nicht sol ein Christen heissen, wie gehört ist, weil er wil ungerichtet und ungestrafft, das ist ein freier Teufel und Beerwolff sein, so mus er von Gott und aller Creatur verdampt sein öffentlich.

Ja warlich, Gottes Son müste darumb gestorben sein und sein theures Blut vergossen haben, das ein mutwilliger bube zu Rom, in aller teufel namen, sich rhümen müge, Er sey durch Christus blut und tod frey gemacht, und gewalt empfangen habe, zu sündigen, zu toben, zu wüten und zuthun, was er wölle, dawider kein Christ, auch der heilige Geist in seiner Kirchen selbs nicht zu reden noch zu richten habe, wie dis. 40 ›Si Papa‹ uns leret, So doch [Rand: Gal. 1, 8] S. Paulus Gal. j den Christen die macht zu schreibt, das sie auch einen Engel vom Himel zu richten und verdamnen haben, wo der selb wolte ein ander Euangelium predigen. Was ist aber gegen einen Engel von Himel der Bapst, Cardinal und alle Teufel auff einen hauffen? On das hiemit der Bapst nicht allein sein Gotteslesterung und verfluchte lügen und abgötterey mus offenbaren, Sondern auch seinen grossen, groben Esels kopff mus aller welt zeigen, als der gar nichts verstehet, Was ein Christ, Kirche, Gottes Wort, Geist und Gott sey. Denn wo ers verstünde, würde er wol wissen, das Gottes Wort der höhest Richter ist, uber alle Creatur, Und wer das im rechten Glauben [Rand: 1. Kor. 2, 15] hat, der heisst j. Corinth. ij. Geistlich, der alles richten und jn niemand richten kan, Nicht seiner Person halben, Sondern des Worts und Geists halben, der [Rand: 1. Kor. 2, 16] in jm wonet und durch jn redet und richtet, wie S. Paulus daselbs sagt: »Wir haben Christus Sinn.« Darumb ists nichts, denn eitel grobe Römische Eseley, mit Bapst und Cardinalen.

Also rennet sich der Bapst selbs ab, richtet, urteilet, und setzt sich selbs aus der Christlichen Kirchen, eben mit dem, das er nicht wil gerichtet sein, und [Rand: Luk. 19, 22] macht sich selbs zum Heiden, und gehet, wie der HERR sagt: »Aus deinem eigen munde wirstu verdampt.« Denn weil du nicht will gestrafft sein, wie [Rand: Matth. 18, 17] alle andere Christen, Matthei xviij, so bistu gewislich kein Christ, Bistu kein Christ, So mustu gewislich in aller Teufel namen Endechrist, oder Bapst unter[294] den Christen sein. Ja so wolts der Bapst haben, darnach hat er gerungen, Das, wer ein Christ sein wil, sol und mus den Bapst fur des Teufels gespenst, stifft und eigenthum halten, dafür man fliehen, da wider man beten, und mit allem ernst da wider thun und leben sol, wie wider den Teufel selbs.

So gar fein hat er sich verposteiet mit seinen drecketen, das jm niemand solchen schaden thun kündte, als er selbs, da er sich wil auffs beste setzen und schützen, gleich wie er droben mit den zween Sprüchen, Vom bawen auff den Fels Matthei xvj und vom Weiden der Schafe Joh. ulti., darauff er sich gründet, also hat gestürtzt selbs, das kein schreiben wider jn so gewaltiglich jn stürtzen kündte. Das sey vom andern stück dis mal kürtzlich gesagt.

Quelle:
Martin Luther: Werke. 120 Bände, Band 54, Weimar 1888 ff., S. 285-295.
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