100. Der See bei Oberellenbach.

[65] Andere Sage.


So oft im Dorfe Oberellenbach die Kirmeß gefeiert wurde, stellten sich drei schöne weiße Jungfrauen aus dem See auf dem Wachholderberge ein, tanzten und vergnügten sich, und verschwanden jede Nacht zu einer bestimmten Zeit. An einem Abend jedoch konnte eine der Jungfrauen von ihrem Tänzer, einem schönen Burschen, nicht lassen; sie blieb die ganze Nacht bei ihm und kehrte erst gegen Morgen in den See zurück.

Nach Verlauf von drei Vierteljahren wurde eines Tages die Kinderfrau in Oberellenbach gerufen, einer Wöchnerin im See beizustehen. Sie folgte dem Boten, blieb drei Wochen lang unten und als sie wieder nach dem Dorfe zurückverlangte, wurde ihr gesagt, sie möge den Kehricht hinter der Thür zur Belohnung mitnehmen. Anfangs verschmähte sie solchen Lohn; doch füllte sie nach einigem Zureden ihre Schürze damit und als sie nach Hause kam, trug sie blanke Goldstücke darin.

Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. LXV65.
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