102. Die Königin vom See.

[66] Es wird auch erzählt, daß in einer Nacht zwei Reiter vor das Haus einer Kinderfrau kamen, sie weckten und zum Mitgehen aufforderten. Als sie sich weigerte, brauchten sie Gewalt, banden sie auf eins der Pferde und jagten mit ihr zum Denser See, wo sie ihrer Königin in Kindesnöthen beistehen sollte. Sie sah viel wundersame Dinge, große Schätze und Reichthümer, mußte aber schwören, keinem Menschen je etwas davon zu sagen. Nachdem sie einen ganzen Tag unten geblieben war, ward sie, reichlich[66] beschenkt, in der Nacht wieder heraufgebracht. – Nach vielen Jahren erkrankte sie und konnte nicht sterben, bis sie dem Pfarrer Alles entdeckt hatte.

Br. Grimm d. S. 58. – Mündlich.

Quelle:
Karl Lyncker: Deutsche Sagen und Sitten in hessischen Gauen. Kassel 1854, S. LXVI66-LXVII67.
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